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„Sie schien in ihm irgendwelche unklaren Erinnerungen zu wecken …“

Jörnsen sog an seiner unvermeidlichen Pfeife und qualmte dicke, schnell zerflatternde Wölkchen. Mir kam es vor, als ob er, an den kaum eine Erregung heranreichte, geradezu nervös war. Seine Finger trommelten auf dem mit Zinkblech benagelten Dach, dessen grüner Ölfarbenanstrich erst letztens erneuert war und doch infolge der Hitze bereits wieder abblätterte.

Ich wartete voller Spannung auf seine nächste Äußerung. Inzwischen war er jedoch wohl selbst zu der Einsicht gelangt, daß er sein Verhalten anders einrichten müsse, wollte er mich nicht argwöhnisch machen. Er zuckte in übertriebener Weise die Achseln und meinte: „Wenn meine Frau aus Langeweile mal auf der Gitarre klimpert, – wie sollte das den armen Boche Boche beeinflussen?!“

Er wollte mir also ausweichen. Mein anfänglich nur schwacher Verdacht hatte nun ganz bestimmte Formen angenommen.

„So, Käpten?! So?!“ Meine Stimme klang ungewollt drohend und scharf. „Vielleicht hat deine Frau auch absichtlich die Gitarre hervorgeholt … Vielleicht wißt ihr beide weit mehr über meinen bedauernswerten Kameraden als ihr zugeben wollt …!“

Narr ich!! Das sollte Diplomatie sein?!

Jörnsen hatte plötzlich die rechte Hand in der Tasche seiner blauen Jacke verschwinden lassen …

Das schwarze Mündungsloch seiner Pistole war keine drei Meter von meinem Kopfe entfernt …

„Abelsen,“ sagte er mit unheimlicher Entschlossenheit, „du hast gelogen … Der Klüver

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/68&oldid=- (Version vom 31.7.2018)