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die zwei Jahre später starb, hatte den Rahmen ausgewählt.

Vieles war mir nun verständlich, was ich in jener Nacht meiner Flucht nicht recht begriffen hatte. Gerda, mit der ich nachher nie wieder zusammengetroffen war, hatte mich damals in ihrem Schlafzimmer wohl sofort erkannt. Ihre weitgehende Hilfsbereitschaft galt nicht lediglich dem zu Unrecht Verurteilten, sondern dem Jugendgespielen.

Was tat Gerda jetzt hier in Punta Garras auf dem großen Fünfmaster?! – Wenn ihr Vater noch Schiffskapitän gewesen wäre! Aber ich erinnerte mich genau: er war deutscher Vizekonsul – damals!

Ich mußte Gerda sprechen, entschloß ich mich. Sie mußte mir Auskunft geben, welches Interesse sie für unseren Kutter hatte. Sie würde es begreifen, daß ich mich nicht mit ihren unklaren Andeutungen begnügen könnte.

Ich behielt nur die Leinenhosen an, schlich wieder an Deck. Es war leer wie vorhin. Drüben leuchteten die vielen Laternen des Fünfmasters noch verschwommener durch die Nacht. Es hatte zu regnen begonnen. Ein warmer erschlaffender Regen, den mein nackter Oberkörper nicht als Erfrischung empfand.

Ich ließ mich ins Wasser gleiten. Es war kühler als der Regen, und dieses Bad feuerte mich an. Ich schwamm langsam, kraftvoll. Meine Muskeln freuten sich der Arbeit. Etwas wie ein glücklicher Übermut überkam mich.

Wie schön Gerda geworden … Und wie beseligend das Bewußtsein, daß ich, der Ausgestoßene, nicht nur einen treuen Kameraden,

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/80&oldid=- (Version vom 31.7.2018)