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Schweren Schrittes stampfte er die Treppe nach oben. Wir waren allein …

Mein Kamerad hockte auf dem Rand seines Bettes … Als des Alten Schritte oben an Deck verklungen waren, flüsterte Boche Boche in seltsam müdem Tone: „Gott sei Dank …! Nun brauche ich nicht länger zu heucheln …“ Er schaute mich an … In seinen grauen Augen war wieder derselbe Ausdruck verzweifelter Schwermut wie so oft, wenn er mit den finsteren Gewalten kämpfte, die sein Hirn in Fesseln hielten. „Olaf, Olaf, … weißt du, weshalb ich vorhin wie ein hysterisches Weib umsank? Olaf – ich habe ja gelogen … Noch nie ist’s mir passiert … Aber der Name, den du aussprachst, der Name deiner Jugendgespielin – – der warf mich um … Erinnere dich an den Gesang und das Gitarrespiel. Damals sagte ich dir, daß in meinem kranken Hirn ein Bild aufblitzte und rasch wieder erlosch … Olaf, – – so war’s wieder, als der Name über deine Lippen kam … Der traf mich wie ein Hieb … Rote Glut sprühte mir vor den Augen … Es schien, als wollte der Riegel der Tür des Vergessenen zurückspringen … Aber – dann kam die Nacht der Bewußtlosigkeit!“ Er schrie das letzte … Bohrte die Fäuste in die Augenhöhlen … „Olaf, – – und jetzt … jetzt … weiß ich den Namen nicht mehr … Nein – – er ist wieder weggewischt … Olaf – der Name – – der!! Ich kannte ihn … Ich muß deine Jugendgespielin kennen … – Mein Gott, was leide ich …!!“

Ich setzte mich neben ihn … Legte ihm den Arm um die Schultern …

„Soll ich dir den Namen nochmals nennen?“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/89&oldid=- (Version vom 31.7.2018)