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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Mit Riesenmuth hätt’ ich den Sprung gewagt,
mit Riesenkraft vollendet.

Königin.
 Was den König
vom Bettler trennt, ist Menschenfügung – was
den Sohn von seines Vaters Ehbett scheidet,
ist Gottes Fluch. Ohnmächtig schlägt der Mensch
auf die geweihte Rüstung der Geseze,
der Kampf mit Gott ist Gaukelspiel – und doch
wagt Karlos diesen Kampf vielleicht, besiegt
den Abscheu der Natur, Gewissen, Welt,
der Kirche Zorn, und das Geschrei der Priester,
Mich aber, mich besiegt er nicht. Mein Herz
wird nie der Preis für ein Verbrechen seyn,
der Weg zu mir führt nicht durch Blut und Schande.
Gestehen sie sichs Karlos – Stolz ist es,
und Eigensinn und Troz, was ihre Wünsche
so wütend nach der Mutter zieht. Die Liebe,
das Herz, das sie so schwelgerisch mir opfern,
gehört den Welten an, die sie dereinst
regieren werden – – Sehen sie, sie prassen
von ihres Mündels anvertrautem Gut.
Die Liebe ist ihr großes Amt. Bis jezt
verirrte sie zur Mutter – bringen sie,
o bringen sie sie ihren künft’gen Reichen,
und fühlen sie, statt Donnern des Gewissens,
die Wollust, Gott zu seyn. Elisabeth
war ihre erste Liebe – ihre zwote
sei Spanien! Wie gerne, guter Karl,
will ich der besseren Geliebten weichen!


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_152.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)