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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Philipp.
(heftig erschüttert)
 Was?
Beim großen Gott! Sie weinen doch wohl nicht?
Ists möglich? – Wie? Elisabeth? – o Himmel!
hat es noch dahin kommen müssen? War
mein graues Haupt zu dieser tödlichen
Beschimpfung aufgehoben, solche Tränen
aus einem solchen Aug zu pressen? – Konnte
ein Vorwuf meiner Liebe sie betrüben,
ein Wort betrüben, das die zärtlichste
Bekümmerniß auf meine Lippen legte?
(er wendet sich gegen die versammelten Granden)
Hier stehen die Vasallen meines Trons!
Sank je ein Schlaf auf meine Augenlieder,
ich hätte dann am Abend jedes Tags
berechnet, wie die Herzen meiner Völker
in meinen fernsten Himmelstrichen schlagen,
ich wüßte dann, was auf den Richterbänken,
und was vor den Altären meines Reichs
verhandelt wird – was an Europa’s Höfen
gebrütet – und was in den Kabineten
der Könige gesiegelt wird – – und solt ich
theilnehmender für Reich und Unterthan,
als für die Gattin meines Herzens beben?
Was hälf es mich, in stolzer Sicherheit
auf allen meinen Tronen mich zu fühlen,
wenn ich von diesem stürzen sollte? – Nein!
Für meine Völker kann mein Schwerd mir haften

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_160.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)