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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

„Du bist nicht hier zu Hauße, sagte er endlich?“

„Drei Meilen von hier. Der Sonnenwirth in L ..... wenn du von mir gehört hast.“

„Der Mann sprang auf wie ein Beseßner. Der Wildschüze Wolf? schrie er hastig.“

„Der nämliche.“

„Willkommen Kamerad! Willkommen! rief er und schüttelte mir kräftig die Hände. Das ist brav, daß ich dich endlich habe, Sonnenwirth. Jahr und Tag schon sinn ich darauf, dich zu kriegen. Ich kenne dich recht gut. Ich weiß um alles. Ich habe lange auf dich gerechnet.“

„Auf mich gerechnet? Wozu denn?“

„Die ganze Gegend ist voll von dir. Du hast Feinde, ein Amtmann hat dich gedrükt, Wolf. Man hat dich zu Grunde gerichtet, himmelschreiend ist man mit dir umgegangen.“

„Der Mann wurde hizig – Weil du ein paar Schweine geschossen hast, die der Fürst auf unsern Aekern und Feldern füttert, haben sie dich Jahre lang im Zuchthauß und auf der Vestung herumgezogen, haben sie dich um Hauß und Wirthschaft bestohlen, haben sie dich zum Bettler gemacht. Ist es dahin gekommen, Bruder, daß der Mensch nicht mehr gelten soll als ein Haase? Soll ein Unterthan des Fürsten für eine wilde Sau des Fürsten zum Geisel dienen? Sind wir nicht besser, als das Vieh auf dem Felde? – Und ein Kerl wie du konnte das dulden?“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)