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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

die Bande, ich bleibe bei euch, rief ich nochmals, wenn ihr mir meine schöne Nachbarin abtretet.“ – Alle kamen überein, mein Verlangen zu bewilligen, ich war erklärter Eigenthümer einer Hure, und das Haupt einer Diebesbande.“

Den folgenden Theil der Geschichte übergehe ich ganz, das bloß abscheuliche hat nichts unterrichtendes für den Leser. Ein Unglüklicher, der biß zu dieser Tiefe herunter sank, mußte sich endlich alles erlauben was die Menschheit empört – aber einen zweiten Mord begieng er nicht mehr, wie er selbst auf der Folter bezeugte.

Der Ruf dieses Menschen verbreitete sich in kurzem durch die ganze Provinz. Die Landstraßen wurden unsicher, nächtliche Einbrüche beunruhigten den Bürger, der Name des Sonnenwirths wurde der Schröken des Landvolks, die Gerechtigkeit suchte ihn auf, und eine Prämie wurde auf seinen Kopf gesezt. Er war so glüklich, jeden Anschlag auf seine Freiheit zu vereiteln, und verschlagen genug den Aberglauben des wundersüchtigen Bauren zu seiner Sicherheit zu benuzen. Seine Gehilfen mußten aussprengen, er habe einen Bund mit dem Teufel gemacht, und könne hexen. Der Distrikt, auf welchem er seine Rolle spielte, gehörte damals noch weniger als jezt zu den aufgeklärten Deutschlands, man glaubte diesem Gerüchte und seine Person war gesichert. Niemand zeigte Lust, mit dem gefährlichen Kerl anzubinden, dem der Teufel zu Diensten stund.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)