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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Widerstand von Seiten der reichen und unbeschränkten Monarchen erfahren. Auch hätte Philipp denen die er Rebellen nannte, Alles bewilligt, bis auf die Gewissensfreiheit: diese, sagte er selbst, würden sie nie von ihm erhalten, wenn er auch seine Krone aufs Spiel sezen müßte. Er sah diese Gewissensfreiheit als die Zerstörung seiner politischen Grundsäze an.

Wie die Inquisition alles vertilgte, was unglüklich genug war nicht zu glauben, daß Gott Brod, daß Gott Wein seyn könnte, war ihre Absicht eben nicht die Menschen zu diesem Glauben zu zwingen, aber sie wollte die Besizungen der Geistlichen in unverlezlicher Achtung erhalten; sie stellten die Misterien zur Wache über ihr angemaßtes Eigenthum. Dem Ehrgeiz der Priester war es von der höchsten Wichtigkeit, daß die Worte Kezerei und Rebellion verwechselt würden.

Elisabeth, welche eine[1] getheilte Macht für eine verlorne hielt, war sehr entfernt, Philipp dem Zweiten ihre Hand zu geben. Wie hätte sie, die so fest auf ihre Grundsäze hielt, den Sohn des mächtigen Karl neben sich auf den Thron sizen lassen? Auch hätte sie sich mit diesem Fürsten nicht vermählen können, ohne um eine Dispensation bei dem Pabst anzusuchen: durch diesen Schritt aber würde sie die Gewalt des Pabstes anerkannt haben. Man sieht, daß alles zusammen kam, den Kalvinismus zu begünstigen.


  1. Vorlage: jene (Berichtigung. Siehe Heft 3, S. 140)
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_091.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)