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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

 Denn wer,
wer wird es diesen Rosenwangen glauben,
daß Leidenschaft in dieser Brust gewühlt?
Läuft eine Fürstin Eboli Gefahr,
umsonst und unerhört zu seufzen? Liebe
kennt der allein, der ohne Hofnung liebt.

Prinzeßin
mit ihrer ganzen vorigen Munterkeit.
O still, das klingt ja fürchterlich – und freilich
scheint dieses Schiksal sie vor allen andern
und volleinds heute – heute zu verfolgen?
Ihn bei der Hand fassend, mit einschmeichelndem Interesse.
Sie sind nicht frölich, guter Prinz – sie leiden –
bei Gott, sie leiden ja wol gar. Ist's möglich?
Und warum leiden, Prinz? bei diesem lauten
Berufe zum Genuß der Welt? bei allen
Liebkosungen des Glückes? bei so vielen
Geschenken der verschwenderischen Natur
und allem Anspruch auf des Lebens Freuden?
Sie – eines großen Königs Sohn und mehr,
weit mehr als das, schon in der Fürstenwiege
mit Gaben ausgestattet, die sogar
auch ihres Ranges Sonnenglanz verdunkeln?
Sie, der im ganzen strengen Rath der Weiber
bestochne Richter sizen hat, der Weiber
die über Männerwerth und Männerruhm
ausschließend ohne Widerspruch entscheiden?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_040.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)