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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

geb ich für alles, alles hin. Ich schenke
nur einmal, aber ewig. Einen nur
wird meine Liebe glüklich machen – einen –
doch diesen einzigen zum Gott. Der Seelen
entzükender Zusammenklang – ein Kuß –
der Schäferstunde schwelgerische Freuden –
der Schönheit hohe himmlische Magie
sind eines Strales schwesterliche Farben,
sind einer Blume Blätter nur. Ich sollte,
ich rasende! ein abgerißnes Blatt
aus dieser Blume schönem Kelch verschenken?
ich selbst des Weibes hohe Majestät,
der Gottheit großes Meisterstük verstümmeln,
den Abend eines Praßers zu versüßen?

Karlos.
(Unglaublich! Wie? Ein solches Mädchen hatte
Madrid, und ich und ich erfahr es heute
zum erstenmal?)

Prinzeßin.
 Längst hätt' ich diesen Hof
verlaßen, diese Welt verlaßen, hätte
in heilgen Mauren mich begraben, doch
ein einzig Band ist noch zurük, ein Band,
das mich an diese Welt allmächtig bindet.
… Ach, ein Phantom vielleicht! Doch mir so werth!
Ich liebe und bin … nicht geliebt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_054.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)