Seite:De Thalia Band1 Heft3 099.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Wenn Erinnrung an die Pilgerschaft hienieden,
und an die von denen sie geschieden,
der Vollendeten Genuß nicht stört.

35
Wenn noch Hinterlaßne zu beglüken

und mit Antheil’ auf sie hinzubliken
den Verklärten dort der Ewige gewährt –
O so sieh herab aus deinem Glanze,
blike sanft auf deinen Freund herab!

40
Mit des Lebens halb schon abgeblühtem Kranze

Mit der Hoffnung halb schon welkem Lilienstab
wallt er noch des Todes Schnekenthal hinab!
Bleib als Engel noch mit ihm verschwistert,
liebe ihn, wie du als Freundin ihn geliebt;

45
Sei der Schuzgeist, der ihm Ruhe flüstert,

wenn der Kummer seine Seele trübt!

     Ach, du kanntest ihn ja diesen Kummer,
     warst ja die Vertraute seiner Pein,
     stimmtest ja so oft in seine Klagen ein,

50
     lächeltest so oft ja seinen Gram in Schlummer.


Und beginnt auch einst sein lezter Tropfen Zeit
In das große Meer der Ewigkeit
Aus des Schiksals Urne hinzufließen,
O dann weihe ihn mit Engelsküssen

55
Zum Gefährden deiner Seeligkeit!


Jünger.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_099.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)