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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Marquis,
mit Bedeutung.
 Sagtest du mir nicht
du liebtest deine Mutter? – du bist willens,
ihr diesen Brief zu zeigen?
Karlos sieht zur Erde und schweigt.
 Karl, ich lese
in deinen Mienen etwas – mir ganz neu –
ganz fremde bis auf diesen Tag – du wendest
die Augen von mir? warum wendest du
die Augen von mir? … O so ist es wahr?
So hab ich nicht umsonst gezittert? – Dich
entzükt der Brief und des Gemahls Verbrechen
ist dir willkommen?

Karlos,
mit affektirtem Leichtsinn.
 Was für ein Verbrechen?
Für ein Verbrechen – weiß ich – ist mein Vater
zu heilig.

Marquis.
Ich verstehe. O mein Karl,
so höhnst du unsre edelsten Gefühle.
Sehr wohl erinnerst du dich noch, was wir
sonst über diese Heiligkeit beschlossen.
Jezt fliehest du die Stralen beßrer Weißheit,
weil Blindheit dich gewinnen macht … Ob ich
denn wirklich recht gelesen? Laß doch sehen –
Karlos giebt ihm den Brief. Der Marquis zerreißt ihn.




Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_022.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)