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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

allen diesen guten Eigenschaften so eine Indolenz, so ein Jovialisches Wesen verband, daß alle seine guten Einsichten und weisen Bemerkungen selten die geringste Folge hatten, weil sie nicht in Ausübung gebracht wurden.

Dieß hinderte indessen nicht, daß die Artikel von Samarkande die interessantesten in allen Zeitungen und Journalen des Morgenlandes waren, weil immer Hormuz, im Namen seines Sultans in Ansehung der politischen Einrichtungen Ideen angab, denen selbst die benachbarten nebenbuhlerischen Veziere ihren Beifall nicht versagen konnten. Und weil man in die Zeitungen und Journale immer nur die Ideen und nicht ihre Ausführung sezte: so konnte es nicht fehlen, daß in allen Vorlesungen über Politik, Statistik und Finanz-Wissenschaft auf allen Akademieen des Morgenlandes, die Regierung zu Samarkande als das Muster der weisesten Regierung aufgestellt wurde. Und in der That, wenn man die Grundsäzze und Raisonements des Vezier Hormuz hörte, so mußte man auch gewiß glauben, daß so eine Regierung noch nie, selbst zu Salomons Zeiten nicht existiret habe.

Es war in einem der Anfälle von übler Laune, denen Schach Moluk unterworfen war, und die sich jezt einmal häufiger als bisher einfanden, als man nach Beendigung einer Vorlesung, über Menschenwerth und Glükseligkeit disputirte (denn zuweilen pflegte man nicht geringere Gegenstände abzuhandeln), daß der

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_101.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)