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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

heute Nacht erst eingefallen ist, daß ich nicht einsehe, worüber er in Verlegenheit war.

Darüber gnädigster Herr, daß der Kaiser ihm mit jedem Blik sagte: Siehst du wie andre Fürsten gegen mich glüklich sind, und wie ich hingegen elend bin? Jenen gerathen alle ihre Entwürfe und mir keine, sie verbreiten Glükseligkeit aller Art um sich her, und ich keine, gestehst du mir nun nicht zu, daß ich Ursache habe zu klagen?

Ha, unterbrach der Sultan, nun versteh ichs schon, also nur weiter, wie fandet ihrs denn nun in dem Lande?

Sogleich will ich Ew. Majestät dies erzählen, nur muß ich erst noch das Gespräch des Fremden beendigen. Ihr wisset, fuhr dieser in seiner Rede fort, was für Zwistigkeiten, die so oft bis zum Aufruhr und Blutvergießen kamen, zwischen den Anhängern der Lehre des Konfut-se und zwischen den Bonzen immer gewesen sind, weil die Regierung sich der einen oder der andern Parthey angenommen. Yoo nimmt in seinem Lande alle Arten von Religionen auf, und gönnet allen gleiche Vorrechte; dieß macht, daß alle Nationen und Leute aller Art ihre Zuflucht nach Kochin nehmen, und daß das Land so volkreich ist als irgend eins. Freilich waren anfangs die Bonzen, deren Religion allein da herrschte, gewaltig aufgebracht, allein wer zu allen die Bonzen um Rath fragt, ist ein schlechter Politikus, und überhaupt scheint doch nichts vernünftiger zu sein als alle Religionen …

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_118.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)