Seite:De Thalia Band1 Heft4 128.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

dahin gebracht hatten, daß nach der Strenge des Kriegsrechts wider mich verfahren werden sollte, nach welchem ich das Leben verwirkt hatte, so hatt ich ohnehin weiter nichts zu verlieren, sondern gab blos der Verzweiflung Gehör, und dachte auf nichts als mit meiner Khery zu entfliehen.

Khery, die mit einer Zärtlichkeit an ihrem Vater hieng, wie nur eine Tochter sie haben kann die des Vaters Liebling ist, fühlte den fürchterlichsten Kampf zwischen ihren Entschlüssen; aber welche Leidenschaft siegt im Kampfe mit der, für den Mann, den man liebt? mit verzweiflungsvollen Augen, und mit ringenden Händen riß Khery sich aus den Armen ihres Vaters, und flohe mit mir, ohne zu wissen wohin, (denn ich wußte es selbst nicht) und mit gänzlicher Entsagung jeder Art von Glükseligkeit, außer der die Liebe gewähren kann. Es war eine fürchterliche Nacht, in der wir Nam-ky verließen, denn es war einer der entsezlichsten Orkane, den man in diesen Gegenden gehabt hatte. Allein mein Elend war schon so groß, daß selbst dieser Aufruhr der Elemente uns willkommen war, weil er unsre Flucht verbarg, die schon äußerst gefährlich war, da ich wußte, daß man die Befehle zu meiner Verhaftnehmung bereits ertheilt, auch Leute mir nachzusezzen, abgeschikt hatte. Wir fürchteten verrathen zu werden, wenn wir Pferde mit uns nähmen; Khery mußte also zu Fuße mit mir entfliehen. Denket sie euch selbst in aller Weichlichkeit des Harems erzogen, in dieser wilden

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_128.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)