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erste Maßregel, zu welcher diese Führer, welche so oft in begeisterten Ansprachen zum Kampf auf Sieg oder Tod für die Freiheit aufgerufen hatten, war die: auf die eigene Rettung bedacht zu sein. Schon gegen 3 Uhr Morgens flüchteten sich sowohl die beiden noch in Dresden befindlichen Mitglieder der Provisorischen Regierung, Tzschirner und Heubner, als auch Bakunin und die hauptsächlichsten militärischen Führer. Zur Bedeckung nahmen sie die wohlgeordnetsten Schaaren mit sich, denen viele Andere, theils in Haufen, theils einzeln, folgten, welche entweder von diesem beginnenden Abzuge Kenntniß erhalten hatten oder aus eigener Ueberzeugung ihre Sache, wenigstens hier in Dresden, als verloren ansahen. Daß ein anderer nicht unbeträchtlicher Theil der Insurgenten von dem beschlossenen und beginnenden Abzuge keine Kenntniß erhielt und in hartnäckiger Vertheidigung des noch behaupteten Stadttheiles beharrte, mag vielleicht Folge des Mangels an einer geordneten Gliederung der Streitkräfte und der befehligenden Behörden, wahrscheinlicher jedoch von Seiten der Leiter und Anstifter des Aufruhres wohlberechnet gewesen sein, um durch die Aufopferung jener Preisgegebenen (nach altem Kunst-Ausdrucke der: „enfants perdus“) die eigene Rettung zu sichern.

Fast um die nämliche Zeit, in welcher die Flucht jener Volksführer und Volksverführer eintrat, um halb 3 Uhr Morgens, gingen die Truppen zu den letzten entscheidenden Angriffs-Bewegungen von beiden Flügeln her vor, welche dem angenommenen Plan nach (s. §. 8.) an der südlichen Ausmündung der Seegasse auf die Promenade zusammentreffen und hier den Ring um die Altstadt schließen sollten.

Auf dem rechten Flügel traf der hier wie in den vorigen Tagen kommandirende Oberst v. Friderici folgende Anordnungen: Die 9te Kompagnie des 24sten

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Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/219&oldid=- (Version vom 31.7.2018)