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„Mylord, meine Muttersprache mag Ihren Argwohn zerstreuen.“ Er hatte deutsch gesprochen.

Albemarle reichte ihm die Hand. „Das genügt mir, Master Harst.“ Dann gab er auch mir die Hand.

Wir setzten uns.

„Ich habe von Ihrem Gespräch mit Brigham genug verstanden, Mylord,“ begann Harald sofort, „um daraus den Schluß ziehen zu können, daß Sie die Jacht Mohalla mit Bessie Flepps Verschwinden in Zusammenhang bringen. Sie haben Brigham schließlich 5000 Pfund geboten, wenn er Ihnen alles mitteilen[1] würde. Er behauptete, er wüßte nichts, und er blieb dabei, obwohl 5000 Pfund doch ein Vermögen sind. Sie gingen dann auseinander, indem Sie Brigham drohten, die Mohalla polizeilich durchsuchen zu lassen. Der Matrose lachte dazu.“

„So war’s,“ meinte Albemarle. „Ich will Ihnen auch kurz berichten, wie die Dinge liegen, Master Harst. Ich gebe zu, daß ich Bessie Flepp über alles liebe. Man spöttelt hier in Madras über diese meine Leidenschaft. Ich bin aber anderseits auch kein so blinder Narr, daß ich Bessie gegen ihren Willen zu einer Ehe zwingen würde. Vielleicht haben Sie den Verdacht gehabt oder haben ihn noch, daß ich Bessie entführen ließ.“

„Ich hatte ihn, Mylord –“

„Nun gut. Sie werden Ihren Irrtum eingesehen haben. Die Sache ist die. Ich habe Bessie beobachten lassen, schon als sie in Liverpool war. Sie hat dort einen Steuermann kennengelernt, der zu der Besatzung der Atlanta Lord Blackmoores gehört. Der Mann heißt Melkope – Thomas Melkope. Ein hübscher Bursche, ohne Frage. Ich weiß weiter, daß dieser Melkope hier in Madras mit Bessie heimlich Briefe wechselte. Die beiden waren stets sehr vorsichtig, denn mit Mutter Flepp ist nicht zu spaßen. Sie hätte Bessie eine Verlobung mit dem Steuermann nie erlaubt und sie sofort enterbt. Am Montag abend beobachtete mein Beauftragter –“

„Also ein Privatdetektiv,“ warf Harst ein.

„Ja – ein Detektiv namens Britton im Gayty-Theater, wie Bessie von einem Fremden mit blondem Vollbart – also nicht von Melkope – angesprochen und hinausgeführt wurde. Sie gingen sehr hastig. Britton kam zu spät. Das Pärchen war im Auto schon davongefahren. Britton vermutete, daß


  1. Vorlage: miteilen
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Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)