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sehr oft ein grüner Punkt auf den braunen Streifen und umgekehrt steht. Wenn die Punkte eine Geheimschrift darstellen, so kann es nur eine solche sein, die etwa durch die Morsezeichen zu lösen ist. Probieren wir, ob etwa der grüne Punkt soviel wie Strich und der braune soviel wie „Punkt“ des Morsealphabets bedeutet –“

Er nahm Papier und Bleistift aus seiner Brieftasche und sah sich nach einer Schreibunterlage um. Links auf dem Schreibtisch lagen mehrere englische Zeitungen, – Morning Post, Standard, Times, und als einzige französische die Gazette de Marseille.

Er legte die Morning Post unter das Blatt Papier und begann die Geheimschrift zu dechiffrieren. Währenddessen hatte ich die Zeitungen zur Hand genommen. Die Nummern waren recht alt, einige über drei Jahre. Ich blätterte den Standard durch. Mit einem Male stutzte ich. Da war ein Artikel rot angestrichen:

„Die Hochzeitsfeier Lord Percy Blackmoores mit Lady Shairfield, die gestern auf dem Schlosse des Brautvaters in Schottland stattfand, erlitt eine unangenehme und peinliche Störung dadurch, daß sich eine Dame, die an Lord Blackmoore ältere Rechte zu haben glaubte, in die Schloßkapelle eingeschlichen hatte und während der Trauung plötzlich vom Chor herab dem Bräutigam eine furchtbare Drohung zurief. Fraglos hätte sie diese auch wahr gemacht, wenn nicht ein Zuschauer ihr den Revolver entrissen hätte. Die Dame ist im übrigen in ganz England als die exzentrischte Frau dieses Jahrhunderts geradezu berüchtigt. Ihr nach einigen Dutzend von Millionen zählendes Vermögen erlaubt ihr, jede ihrer tollen Launen –“

„Ich hab’s!“ rief Harald da. „Ich hab’s! Hör’ zu, was die Karo-Sieben verrät:

„Braxler will Montag bestimmt morgens zurück.“ Na, mein Alter, was sagst Du nun?“

„Ich – ich sage gar nichts, denn ich verstehe diese Mitteilung nicht,“ erklärte ich achselzuckend.

„Mitteilung – sehr richtig! Mutter Flepp wird Bessie sehr scharf überwacht haben. Deshalb hatte das Pärchen einen Briefwechsel mit Hilfe von Spielkarten ersonnen. Steuermann Melkope, der Verehrer Bessies, wird auf diese Idee gekommen sein. Solche Karten kann man irgendwo verstecken, etwa in der Kneipe, und der andere holt sie sich dann. Wird so eine Karte

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Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)