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es einem so reichen Lord aus, wenn man ihm seine Jacht stiehlt und vielleicht vernichtet?! Wird sich so eine Frau rächen, die den Lord einmal geliebt hat und der er dann doch eine andere vorzog?! Nein – niemals!“

Ich schwieg und grübelte.

„Dann – dann ist mir die Sache rätselhaft,“ meinte ich schließlich. –

Harald und ich hatten uns nebeneinander an die Rückwand der Kammer gelehnt. Es folgte eine lange Pause tiefsten Schweigens. Wir merkten, daß wir auf einem durch Maschinenkraft angetriebenen Fahrzeug uns befanden. Der Schiffsrumpf zitterte leicht.

Ich hielt dieses Schweigen nicht länger aus.

„Wo mögen wir jetzt sein, Harald?“ fragte ich. „Vielleicht gar auf der Atlanta?“

„Dasselbe nehme ich an. Wir werden –

Die Riegel wurden zurückgeschoben. Man leuchtete in die Kammer hinein. Es war das grellweiße Licht einer Acetylenlaterne, das uns geradezu blendete.

„Folgen Sie uns!“ sagte eine rauhe Stimme. Sie gehörte dem Matrosen Brigham.

Wir standen auf. Brigham ging voraus. Hinterdrein kamen die beiden Malaien.

Gleich darauf waren wir in einem so luxuriös eingerichteten Schiffssalon, daß der Salon der Mohalla dagegen als recht bescheiden bezeichnet werden mußte.

Und – wir waren hier mit James Goorb allein. – Die Verkleidete winkte. Wir setzten uns ihr gegenüber in zwei weiche Saffianleder-Klubsessel.

„Master Harst,“ begann die Frau wieder mit verstellter Stimme, „wenn Sie nicht das Versprechen abgeben, das ich Ihnen dem Inhalt nach bereits durch den Malaien mitteilen ließ, werden Sie ein volles Jahr Ihren selbsterwählten Beruf nicht ausüben können, das heißt, ich werde Sie an einem Orte gefangen halten, von wo es kein Entrinnen gibt. Ich verlange sofort eine Antwort. Überlegen Sie sich diese aber genau. Ich drohe wirklich nicht zum Scherz.“

„Oh, das weiß ich, Mistreß, das weiß ich –“

Sie schnellte hoch. „Mistreß – Mistreß?! Seien Sie nicht albern! Ich bin kein Weib!“

Harald lachte leise auf. „Das stimmt: ein Weib wird nicht

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Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)