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„Wer bemerkte den Dieb?“

„Der eine Mann der Nachtwache. Der Dieb war an die Jacht herangeschwommen. Wir bemerkten noch die nassen Spuren. Den Rückzug trat er mit einem Bündel auf dem Rücken sehr frech über die Laufplanke an und verschwand im Gewirr der Hafengassen. Es war jedenfalls ein Eingeborener.“

„Könnte ich mir die Kabine ansehen?“

„Master Troobler bewohnt sie jetzt. Es ist dies der Amerikaner, der die Jacht für drei Monate gemietet hat. Ich werde fragen, ob Sie sich in der Kabine mal umschaun dürfen. Einen Augenblick, ich bin sofort wieder da.“

Tallien kam nach kaum zwei Minuten zurück.

„Troobler läßt bitten. Er schreibt Briefe.“

Wir stiegen die Achterschifftreppe hinab. Die Kabine lag nach dem Steuer zu, gegenüber dem Eingang in den Salon.

Harst klopfte an. Tallien kehrte an Deck zurück.

„Bitte!“ rief der Amerikaner. Bei unserem Eintritt erhob er sich vom Schreibtisch. Es war ein sehr dicker, rotbärtiger Herr mit einer verdächtig blauen Nase.

Wir stellten uns vor.

„Freut mich, Sie kennenzulernen,“ meinte der gemütliche Yankee. „Tun Sie, als ob Sie hier zu Hause wären.“

Er setzte sich wieder und kramte in seinen Papieren.

„Einen Moment noch,“ bat Harald.

Troobler drehte sich um.

„Sie wünschen?“

Harst zog einen Sessel herbei und nahm Platz. Dann sagte er leise:

„Mylady, ich bewundere Sie!“

Ich zuckte zusammen. – Mylady! Etwa Anna Broog?!

„Ihre Maske ist vorzüglich,“ fuhr Harst fort. „Besonders die Nase muß man loben. Auch die Stimme verstellen Sie besser als in der Rolle des Master Goorb.“

Der angebliche Troobler hatte plötzlich unter einer Zeilung vom Schreibtisch eine Pistole hervorgerissen.

„Sitzen Sie still!“ rief jetzt Lady Broog mit ihrer hellen Frauenstimme. „Diese Waffe macht keinen Lärm. Die beiden Läufe sind mit Pfeilen geladen, die vergiftet sind.“

Harald lachte heiter auf.

„Mylady, ich werde Ihnen den Gefallen tun und mich so

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Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)