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abwendig zu machen. Die Bauern, die in die Städte kamen, wurden abgefangen und in türkische Bureaus geführt, wo sie ihre Einkäufe besorgen sollten. Aber sie bekamen nicht, was sie wünschten, und was sie sich an Waren aufhängen ließen, mußten sie zu ungewöhnlich hohen Preisen bezahlen. Die Bauern kamen zu ihren früheren Lieferanten und klagten ihnen ihre Not und baten um Rat, wie sie sich aus den Händen ihrer Glaubensgenossen erretten könnten. Sie waren froh, als endlich die Zeit des Boykotts vorüber war, und sie wieder bei Griechen und Armeniern kaufen konnten, wo sie gut und preiswert bedient wurden.

Auch in Deutschland begegnet man unter Kaufleuten der Ansicht, daß man besser täte, mit türkischen als mit armenischen und griechischen Häusern zu verkehren. Wenn es nur solche gäbe! Viele Kaufleute sind der Meinung, daß sie mit türkischen Häusern in Geschäftsverbindung stehen, und wissen gar nicht, daß sie es ausschließlich mit armenischen, griechischen und jüdischen Firmen der Türkei zu tun haben, weil sie jeden Fezträger für einen Türken halten. Die Verluste, die sie infolge der Vernichtung des armenischen Elementes betreffen werden, werden ihnen die Augen über die Bedeutung des armenischen Handels öffnen.

Während England nur ziemlich kurzfristige Kredite für seine Verkäufe an die Türkei gewährt, ist der deutsche und österreichische Handel mit der Türkei, mit Ausnahme einzelner Artikel, ein Kreditgeschäft, das in den letzten Jahrzehnten einen von Jahr zu Jahr wachsenden Umfang gewonnen hat. Es waren in erster Linie armenische, sodann griechische und jüdische Firmen, die durch Vermittlung unsrer Banken mit unseren ersten Exportfirmen arbeiteten. Schon der Umfang dieses Kreditgeschäftes beweist, in wie hohem Maße armenische, griechische und jüdische Firmen das Vertrauen unserer Handelswelt besaßen. Ungeachtet der Tatsache, daß diese Firmen ihrerseits durchschnittlich gegen ein Ziel von 6 bis 9 Monaten verkaufen

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/281&oldid=- (Version vom 31.7.2018)