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2100 weitere Personen waren schon angekommen, bevor die obigen Zahlen zusammengestellt waren.“

Im Ganzen waren also bis zum 30. Juli allein durch Aleppo 15 255 Deportierte durchgekommen.

Aleppo, den 15. August.
„Es sollen jetzt alle Armenier von Aintab, Antiochia, Alexandrette, Kessab und all’ den kleineren Städten in der Provinz Aleppo – schätzungsweise 60 000 Personen – deportiert worden sein. Es ist natürlich anzunehmen, daß sie ein gleich hartes und betrübendes Schicksal erdulden werden, wie diejenigen, die vorangegangen sind.…[1]

Die wichtigen amerikanischen Missionsinstitute in dieser Gegend verlieren ihre Professoren, Lehrer, Gehilfen und Studenten, und selbst aus den Waisenhäusern werden Hunderte von Kindern entfernt und damit die Früchte einer unermüdlichen Anstrengung von 50 Jahren auf diesem Gebiet vernichtet. Die Regierungsbeamten fragen in scherzendem Ton, was die Amerikaner nun mit diesen Instituten anfangen wollen, jetzt, wo man den Armeniern den Garaus mache!

Die Situation wird von Tag zu Tag kritischer, da das Ende nicht abzusehen ist.“


II. Die ostanatolischen Wilajets.


Die Deportation der armenischen Bevölkerung aus den ostanatolischen Provinzen betraf die Wilajets Trapezunt, Erzerum, Siwas, Kharput, Bitlis, Diarbekir. Das Wilajet Wan, dessen Geschick durch die russischen Kriegsoperationen in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist das einzige armenische


  1. Den folgenden Absatz des Berichtes über die wirtschaftlichen Folgen siehe Seite 248.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)