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Ton und la bête sind eben zwei einander so schroff gegenüberstehende Begriffe, daß es oft großer Bemühungen bedarf, die zweite dem ersten, die tierischen Eigenschaften im Menschen den ästhetischen Forderungen der Gesellschaft unterzuordnen. Irgend ein sehr geistreicher Mann hat einmal den Satz aufgestellt, daß Essen und Trinken nur ein notwendiges Übel sei. Das ist nun wohl ein wenig übertrieben; ob es sich aber mit der Menschheit Würde verträgt, daß dasselbe in unsrer materiellen Zeit eine so große, ja oft die einzige Rolle spielt, ist eine andre Frage; auf alle Fälle aber entspricht es nicht dem guten Ton, Essen und Trinken als Hauptsache hinzustellen und dadurch zu zeigen, welch großen Einfluß nur la bête auf manchen Menschen hat. Gewiß, man soll sich auch des Essens und Trinkens freuen, eine gute Hausfrau wird es sogar als eine Rücksichtslosigkeit ihrer Gäste betrachten, wenn dieselben den Werken ihrer Küche durchaus keine Ehre anthun, aber man darf diese Freude nicht so zeigen, wie sie ein ungebildeter Mensch oder – ein Tier zur Schau trägt, dem seine Nahrung behagt. Eben weil bei der Befriedigung von Hunger und Durst beim Menschen am meisten seine tierische

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Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/84&oldid=- (Version vom 31.7.2018)