Seite:Der rote Messias.pdf/29

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die roten Teufel folgten ihnen wirklich, denn sie hielten sich nicht einmal wie sonst mit Skalpieren, Beute machen und Zechgelagen auf.

Die Staaten Kansas, Arkansas, Missouri und Texas befanden sich bereits im Besitze der Indianer; die ganze Gegend war ein Leichenfeld mit brennenden Städten, Dörfern und Ansiedelungen.

Da schien es Wahrheit werden zu wollen, daß die Indianer nicht eher ruhen würden, als bis ganz Amerika von einem Ocean bis zum anderen wieder in ihrer Macht sei.

„Bis nach New-York ist noch ein weiter Weg,“ sagte aber im sicheren Regierungsgebäude zu Washington der Kriegsminister, „ehe sie ihn halb zurückgelegt haben, werden sie erschöpft sein. Bis dahin können wir auch unsere Maßregeln treffen, und dann soll der letzte Indianer für diesen Frevel büßen. Einen indianischen Freistaat giebt es dann nicht mehr, dieses fette Land fällt uns dann auch zu.“

Er sollte recht behalten.

Schon begannen die mit keinem Proviant versehenen Sieger Hunger zu leiden, denn vor ihnen lag ein verwüstetes Land, auf dem kein Halm mehr gedieh, und alles Vieh wurde von den Fliehenden, wenn sie es nicht rechtzeitig in Sicherheit treiben konnten, getötet und der Verwesung überlassen. So waren die Indianer fast nur noch auf die Pferde der bei den Scharmützeln gefallenen Krieger angewiesen, und wenn der Zusammenstoß mit den versammeltem regulären Truppen, die ihnen entgegengestellt wurden, stattfand, mußten sie sich in einem völlig erschöpften Zustande befinden.

Aber so weit kam es gar nicht.

Die erste Armee, die zusammengezogen wurde, war auf einem noch unbesetzten Wege in das Indianerterritorium eingedrungen und rächte den entstandenem Schaden zunächst durch Niedermetzelung der allein in den Wigwams zurückgebliebenen Frauen und Kinder, denn selbst die ältesten Greise hatten sich dem allgemeinen Rachezuge angeschlossen.

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Der rote Messias. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_rote_Messias.pdf/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)