Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/125

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Klügste einzurichten wußte. Damals erschienen dort alle Großen des Sachsenlandes und wurden gastlich bewirthet. Nie aber ward, wie wahrhafte Männer bezeugen, weder vor noch nachher eine solche Feierlichkeit in kirchlicher wie in weltlicher Beziehung besser und zu größerer Zufriedenheit Aller begangen.

Im folgenden Jahre strahlte mit dem ersten Hahnenschrei im 993 Norden ein Licht, so hell wie der volle Tag; dies währte, indem sich unterdeß der ganze Himmel röthete, eine volle Stunde, und verschwand dann.

Manche Leute behaupteten, in jenem Jahre am Himmel drei Sonnen und drei Monde und die Sterne mit einander im Kampfe gesehen zu haben.

Darnach starben in demselben Jahr Erzbischof Ekbert von Trier, dessen Nachfolger Liudolf war, Dodo, Bischof von Münster[1], dem Suitger folgte, und Bischof Erp von Verden, an dessen Stelle der dortige Propst Bernharius trat.

Auch bedrängte eine große Hungersnoth unsere Lande.

Zwei Jahre nach dem oben erwähnten Weihefest wurden 994 meine Oheime von Seeräubern gefangen genommen, wie ich unten weiter vermelden werde.

Drei Jahre nachher wurden die Ostlande von Pest, Hunger 995 und Krieg heimgesucht. Der König bekriegte die Apodriten und verheerte das Land der Wiltier[2].


13. Darnach hatte der König in Magadaburg mit seinen Fürsten eine Unterredung, zu der auch Heinrich, der Baiern erlauchter Herzog, sich einfand. So ward denn hier die lange Fehde, welche zwischen diesem und Gebehard von Regensburg bestand, in verständiger Ueberlegung beendet. Und jener fromme Herzog, der alle seine früheren Vergehen durch unausgesetzte Werke der Barmherzigkeit sühnte, ward darauf zu Gondesem [Gandersheim], wohin er sich zu seiner Schwester Gerberg, die dort Aebtissin war, begeben hatte, plöglich krank. Er rief deshalb seinen Sohn zu sich,

  1. Mirmigendenzig im lateinischen Text.
  2. Vgl. Quedlinburger Annalen 995.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/125&oldid=- (Version vom 25.9.2023)