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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/127

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

den Rath dazu anlangte, unschuldig war. Den Tag darauf ward er dort bestattet. Man beweinte ihn mit Recht, denn es gab keinen verständigeren und in jeder Beziehung sich besser benehmenden Mann.

Der vorhergehende Winter war voll rauher Witterung und Pestilenz und strenger Kälte und Orkane und ungewöhnlicher Trockenheit. – In demselben wurden die Slaven überwunden.


15. Nachdem ich weiter oben die Zerstörung der Kirche von Brandenburg besprochen habe, will ich jetzt in kurzem berichten, wie sie dem Könige auf eine Zeitlang wieder unterthan wurde. In unserer Nachbarschaft lebte ein angesehener Ritter, Namens Kiza, der vom Markgrafen Thiedrich nicht zu seiner Zufriedenheit behandelt war. Deshalb ging er, da er zur Ausübung seiner Bosheit sonst keine Macht hatte, zu den Feinden über, die ihm, weil sie erkannten, daß er ihnen völlig treu wäre, die Stadt Brandenburg 991 übergaben, um uns von da aus desto wirksamer zu schaden. Späterhin aber ließ sich derselbe wieder durch unser Zureden 993 bewegen, die Stadt sammt seiner Person in die Gewalt König Otto’s zu liefern. Die Liutizen nun, von gewaltiger Wuth entbrannt, griffen ihn sofort mit aller Mannschaft an, die sie hatten. Zu der Zeit war der König zu Magathaburg, und als er von diesen Ereignissen Kunde bekam, sandte er dahin schnell Alle, die er gerade bei sich hatte, nämlich den Markgrafen Ekkihard [von Meißen] und meine drei Oheime [Grafen von Stade], sowie den Pfalzgrafen Fritherich und meinen Vetter. Als diese mit ihren Mannen daselbst anlangten, wurden sie durch die Feinde, die hitzig in sie hinein drangen, von einander getrennt, so daß ein Theil von ihnen in die Stadt kam, ein anderer aber zurückblieb; dieser letztere kehrte nach Verlust einiger Leute heim. Darauf zog der König von allen Seiten seine Kriegsleute zusammen und eilte dahin. Die Feinde aber, welche die Vertheidiger der Stadt hart bedrängten, brachen, so wie sie dieses Heer in äußerster Ferne erblickten, ihr Lager ab und entflohen. Die Unseren aber, die aus der Stadt hervorstürzten,

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/127&oldid=- (Version vom 25.9.2023)