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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

nachher nicht mehr, und nach drei Tagen starb es. Diese Mißgeburt brachte um unserer Frevelthaten willen eine große Pestilenz.

Der oben erwähnte Bischof Hilliward[1] starb am 25. Nov.996, nachdem er 29 Jahre lang für die ihm anvertraute Kirche und Gemeinde auf die glorreichste Weise wie ein wahrer Hüter in Israel gesorgt hatte. Er ward außerhalb der Kirche neben dem Kloster, wo er sich selbst eine Ruhestätte bereitet hatte, begraben. Und weil seine geistlichen Brüder über die Wahl sich nicht vereinigen konnten, so ward aus der königlichen Capelle[2] Arnulf ihnen vorgesetzt und am 13. December eingeführt; wie das sein frommer Vorgänger, als er noch bei voller Gesundheit war, vorher verkündet hatte, indem er in Gegenwart aller sagte: „Ehret mir diesen Gast, und dienet ihm, so viel ihr könnt, denn er soll nach mir für euch sorgen.“ Als derselbe im letzten Todeskampfe lag, sah er die Herrlichkeit des Herrn, und rief seinen Caplan Wulfhari heran und fragte ihn: „Siehst du etwas, mein Bruder?“ Jener antwortete, er sähe nichts; da beschrieb ihm der Bischof, wie das Zimmer, in dem er lag, und in dem auch seine beiden Vorgänger gestorben waren, voll himmlischen Glanzes sei. Und also sprechend, ging er aus dem Dunkel dieses Kerkers ein zum ewigen Lichte.


18. Der König aber war um Weihnachten[3]995 des Jahres 996 in Köln, und nachdem er in diesen Gegenden alles zu Ruhe und Frieden gebracht hatte, reiste er nach Italien,996 wo er lange ersehnt wurde und feierte das Osterfest zu Pavia. Von da zog er in allem Glanze gen Rom, und setzte an die Stelle des kurz vorher verstorbenen Papstes Johann mit Uebereinstimmung aller Anwesenden seinen Neffen Bruno, den Sohn Herzog Otto’s [von Kärnthen]. Von diesem ward er darauf am Tage der Himmelfahrt Christi, welche damals auf den 21. Mai fiel, im fünfzehnten[WS 1] Jahre seines

  1. Vorlage: „funfzehnten“.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/131&oldid=- (Version vom 19.2.2023)
  1. von Halberstadt vgl. die Quedlinburger Annalen, welche richtig das Jahr 996 angeben.
  2. Unter königlicher Capelle verstand man damals diejenigen Geistlichen, welche in der Nähe des Königs die Reichsverwaltung in Händen hatten. Ihr Vorsteher ist der Archicapellarius, der in dieser Zeit zugleich der Archicancellarius ist.
  3. Mit Weihnachten begann damals das Jahr, und wurde die Zahl geändert.