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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


[von Polen], Miseco’s Sohn, erfuhr, erlangte er für Geld des glorreichen Märtyrers Haupt und Glieder. Der Kaiser aber sang, als er zu Rom das Vorgefallene erfuhr, dem Herrn auf seinen Knieen würdige Loblieder darum, daß er zu seiner Zeit einen solchen Mann zu seinem Streiter ersehen und ihm die Palme des Märtyrerthums gereicht hatte.

996Zur selbigen Zeit starb Bischof Bernward von Würzburg, der auf Befehl des Kaisers nach Griechenland gesandt war, in Achaja mit einer sehr großen Anzahl von Gefährten. Durch ihn, versichern Viele, thue Gott sehr viele Wunder.


99720. Nachdem der Kaiser Rom verlassen hatte, besuchte er unsere Gegenden. Als er nun von einer Empörung der Slaven hörte, zog er mit Heeresmacht nach Stoderanien, welches gewöhnlich Hevellun [Havelland] heißt, und verheerte diesen Gau mit Feuer und Schwert, worauf er als Sieger nach Magadaburg zurückkehrte. Darum griffen unsere Feinde den Bardengau[1] mit ganzer Heeresmacht an, wurden aber von den Unseren völlig besiegt. Dieser Schlacht wohnte der Bischof Ramward von Minden bei, der den Kämpfern mit dem Kreuze in der Hand voranschritt, so daß selbst die Träger der Feldzeichen erst nach ihm kamen, und die Schaaren kräftig zum Kampfe ermuthigte. An jenem Tage[2] fiel Graf Gardulf mit wenigen anderen; von den Feinden aber eine sehr große Menge, die übrigen flohen mit Zurücklassung ihrer Beute.


21. Zu Rom aber setzte Crescentius in Abwesenheit des kurz vorher ernannten Papstes der nach seiner Erhebung Gregor V. hieß, an die Stelle desselben den Johann von Calabrien, den hochgehaltenen Begleiter der Kaiserin Theophanu, damals Bischof von Placentia [Piacenza] und maßte sich so die Herrschaft an, uneingedenk seines Eides und der großen Güte, die ihm Otto erwiesen hatte. Zudem wurden von dem Thronräuber noch die Abgeordneten

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/133&oldid=- (Version vom 19.2.2023)
  1. Der Bardengau liegt auf der linken Seite der Elbe, in der Gegend des heutigen Lüneburg und Bardewied.
  2. Es war nach dem Merseburger Nekrologium der 6. November