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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/134

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


998 des Kaisers verhaftet und sorgfältig bewacht. Sobald Otto das erfuhr, eilte er gen Rom, und ließ den Papst auffordern, ihm entgegen zu kommen. Der Eindringling Johann aber entfloh, als jene herannahten; allein nachher ward er von denen, die Gott und dem Kaiser getreu waren, gefangen, und verlor Zunge, Augen und Nase. Crescentius indeß warf sich in das Leonianische Kloster und versuchte dem Kaiser zu widerstehen, aber ohne Erfolg. Denn dieser, der das Osterfest zu Rom beging, ließ nach den Feiertagen Kriegsmaschinen bauen, und als die weißen Tage[1] vorüber waren, befahl er dem Markgrafen Ekkihard den Thurm des Thiederich [die Engelsburg] zu stürmen. Dieser ließ weder Tag noch Nacht ab, denselben anzugreifen, und erstieg ihn endlich vermittelst hochaufgeführter Werke. Den Crescentius ließ er darauf auf des Kaisers Geheiß erst enthaupten und dann bei den Beinen aufhängen, was allen Anwesenden unsäglichen Schrecken einflößte. Papst Gregorius aber ward mit großen Ehren inthronisirt, und der Kaiser herrschte fortan ohne alle Anfechtung.


22. Es scheint das Beste, hier einiger Vorfälle jener Zeit zu gedenken, welche Manchen als unbedeutend oder nur als sehr verwunderlich erschienen, die aber als Vorherbestimmungen Gottes in ihrem Werthe anerkannt werden müssen.

Es war da ein Mann wahrhaft glückseligen Angedenkens, Graf Ansfrid [von Löwen], ausgezeichnet durch jeglichen Vorzug des Charakters, von hohen Ahnen stammend. Dieser ward als Kind von seinem Oheim, dem Bischof Rodbert von Trier, in weltlichen wie in geistlichen Wissenschaften vortrefflich unterrichtet, und darauf von seinem Vaterbruder Ansfrid, der über fünfzehn Grafschaften gebot, dem rüstigen Bruno, Erzbischofe von Köln, zu ritterlicher Erziehung übergeben. Unter seiner Leitung machte nun der gutgeartete Jüngling tagtäglich Fortschritte, bis ihn der große Kaiser Otto I., als er hinzog, um Rom mit Heeresmacht zu nehmen, in seine Dienste nahm. Dieser befahl ihm beim Antritt seiner ritterlichen

Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/134&oldid=- (Version vom 19.2.2023)
  1. So nannte man die 7 Tage nach Ostern.