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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

Helfershelfer sich selbst als Schuldige einstellen, oder im Falle des Nichterscheinens verurtheilt und des Reichs verwiesen werden sollten. Und so geschah es. Vor einer sehr zahlreich zusammenströmenden Menge erschien Wirinhar dort sammt seinen Mitschuldigen mit nackenden Füßen, warf sich auf die Kniee nieder und gab die Geliebte heraus. Nachdem er dann Besserung gelobt hatte, erlangte er für sich und die Seinen Verzeihung für seine Vergehungen. Die in jeder Beziehung ehrwürdige Mathilde aber nahm nach Beendigung dieser Unterredung Liuderde mit sich, nicht um sie auf immer zu behalten, sondern nur, um sie in ihrer großen Gottesfurcht zu befestigen.

27. Diese ihre gute Absicht konnte sie indeß nicht ausführen: ihr plötzlicher Tod hinderte sie daran. Denn wenige Tage nach ihrer Ankunft an dem ihr von Gott beschiedenen Wohnsitze erkrankte sie plötzlich, ließ den Bischof Bernward von Hildesheim rufen, und nachdem sie von demselben die verlangte Vergebung ihrer Sünden erlangt hatte, verließ ihr Geist am 6. Februar 999 die irdische Hülle, welche in der Kirche zu Häupten ihres Großvaters, König Heinrichs I. bestattet ward. – Ueber diesen Trauerfall war die Kaiserin Aethelheid, Mathildens Mutter, auf das schmerzlichste erschüttert, und sandte an den Kaiser einen Boten, der mit der Traueranzeige zugleich die Bitte Aethelheids überbrachte, der Kaiser möge doch seine gleichnamige Schwester zur Nachfolgerin Mathildens bestellen. Otto willfahrte diesem Liebeswunsche, betrauerte den Tod seiner Muhme, und ließ seiner geliebten Schwester durch seinen Kämmerer, den Grafen Becelin, vermittelst des goldenen Stabes die Abtei überweisen, mit dem Befehle, daß Bischof Arnulf [von Halberstadt] sie weihen solle.

Die Kaiserin Aethelheid aber erbaute um diese Zeit die Stadt Celsa[1], und nachdem sie daselbst ein Möchskloster gestiftet und alles vollendet hatte, ging sie am 17. December in freudigem Glauben ein zu ihren Vätern. Gott aber gab ihr für ihre treuen

  1. Selz im Elsaß.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/142&oldid=- (Version vom 24.9.2023)