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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


1002 worauf er denn die Lanze bald zurückschickte. Er aber war sammt allen denen, welche der Leiche des Kaisers folgten, mit Ausnahme des Bischofs Sigifrid, nicht für den Herzog gestimmt, und verhehlte das auch gar nicht, sondern erklärte, er werde mit Freuden für den stimmen, dem sich der bessere und größere Theil des Volks zuneigen werde. Der Herzog indeß ließ, als er mit ihnen Augsburg erreichte, die Eingeweide des geliebten Herrschers, welche vorher sehr sorgfältig in zwei Gefäße hineingethan waren, in der Kapelle des heiligen Bischofs Othelrich, welche demselben zu Ehren von seinem Nachfolger Liudulf an der Südseite des Klosters der heiligen Märtyrin Afra erbaut war, mit allen Ehren beisetzen, und schenkte zum Heile der Seele des Verstorbenen hundert Hufen aus seinem eigenen Vermögen. Darauf brachte er, nachdem er eine große Menge der Mitziehenden in Frieden entlassen hatte, die kaiserliche Leiche nach seiner Stadt Neuburg[1]. Späterhin aber entließ er auf inständiges Bitten des Pfalzgrafen Heinrich, dessen Schwester er noch bei des Kaisers Lebzeiten geheirathet hatte, zuletzt die Leiche, indem er jedem Einzelnen Lebewohl sagte, an den Ort ihrer Bestimmung[2].


32. Indeß kamen die Großen Sachsens auf die Kunde vom frühzeitigen Tode ihres geliebten Herrn trauererfüllt zu Frasa [Frosa], einem königlichen Hofe, zusammen, welchen damals Graf Guncelin vom Kaiser zu Lehn hatte. Dort verhandelten nämlich Erzbischof Gisiler von Magadaburg nebst seinen Mitbischöfen und Herzog Bernhard [von Sachsen], die Markgrafen Liuthar, Ekkihard [von Meißen] und Gero sammt den Ersten des Reichs über Zustand des Staates. Sowie aber Markgraf Liuthar merkte, daß Ekkihard sich über ihn erheben wollte, rief er den Erzbischof und den angesehensten Theil der Vornehmen zu einer geheimen Unterredung hinaus, indem er allen den Rath gab, sie sollten schwören, weder gemeinschaftlich, noch jeder für sich einen Herrn

  1. Liegt an der Donau, westlich von Ingolstadt.
  2. Nach Aachen.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/148&oldid=- (Version vom 25.9.2023)