Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/149

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


und König wählen zu wollen, bevor sie nicht zu 1002 Werlo[1] zusammengekommen wären. Dies bewilligten und gelobten alle, nur Ekkihard nicht. Dieser, voll Unwillens darüber, daß er in seiner Erhebung zum Throne eine, wenn auch nur geringe Verzögerung erleiden sollte, brach mit den Worten hervor: „Markgraf Liuthar, warum wirkst du mir entgegen?“ Jener aber erwiederte: „Merkst du nicht, daß dir das vierte Rad am Wagen fehlt?“[2] Darum ward die Wahl unterbrochen, und so ward die Lehre der Alten bewährt, daß das Dazwischentreten einer Nacht einem Unterschied von einem ganzen Jahre machen, und dieses wieder bis zum Ende eines ganzen Menschenlebens sich hinausziehen könne.

Zu Zeiten Kaiser Otto’s III. zündeten die Slaven das Kloster Hilleslevo[3] an und führten die Nonnen hinweg. An diesem Tage wurden viele der Unseren erschlagen.


33. Obwohl ich nun von meinem eigentlichen Ziele mich häufig entferne, so kehre ich doch jetzt zu demselben zurück; ich will nämlich das kaiserliche Leichenbegängniß mit kurzen Worten schildern. Als Otto’s III. Leiche nach Köln kam, ward sie vom Erzbischofe Heribert in Empfang genommen. Am Montage nach Palmsonntag Mrz. 30. ward sie ins St. Severinskloster, am Dienstag darauf in das des Mrz. 31. h. Pantaleon und am Mittwoch in das des h. Gereon gebracht. Apr. 1. Am Gedächtnißtage des heiligen Nachtmahls trug man sie in die Apr. 2. St. Petrikirche, wo, nachdem dem Kirchenbrauche gemäß die Bußfertigen eingeführt und mit Vergebung der Sünden begnadigt waren, der Seele des daliegenden Leichnams vom Erzbischof der Ablaß ertheilt ward, worauf dann die übrigen Priester die Gemeinde aufforderten, des Verstorbenen Gebächtniß zu begehen, was dieselbe knieend mit vielen Thränen that. Am Freitage Apr. 3. frühmorgens ward dann die Leiche wieder aufgenommen, und kam am heiligen Samstag Apr. 4.
Apr. 5.
nach Aachen; am Sonntage aber ward sie mitten im Chor in der Kirche Unserer Lieben Frauen zur Gruft gebracht.

  1. Lag wahrscheinlich in der Nähe des heutigen Burgdorf, bei Goslar.
  2. Liuthar scheint unter dem vierten Rade die nahe Verwandtschaft mit der kaiserlichen Familie andeuten zu wollen.
  3. Hilleslevo (Hillersleben) lag westlich von der Elbe in der Nähe von Wolmirstedt.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/149&oldid=- (Version vom 25.9.2023)