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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


1002 Die Liebe, welche alle dem Verstorbenen geschenkt hatten, äußerte sich jetzt in den eifrigsten Gebeten und einstimmigen lauten Trauerbezeugungen. So konnte denn das Fest der Auferstehung des Herrn, das doch der Engel und der Menschen gemeinsame Freude ist, wegen der menschlichen Schwäche der Zusammenkommenden nicht mit würdiger Jubelfeier begangen werden, weil sie in diesem schweren Verluste zugleich eine verdiente Strafe Gottes um ihrer Sünden willen erkannten. Möge aber jeder, der seinem Gotte treu ist, weinend für Otto’s III. Seele beten; denn derselbe war mit der höchsten Anstrengung seines Geistes darauf bedacht, unsere Kirche zu erneuern. Möge er, der stets der Elenden sich erbarmte, im Lande der Lebendigen in Ewigkeit der Gemeinschaft der Gläubigen und der unvergänglichen Güter des Herrn genießen!


34. Der größte Theil. der Großen, welche jenem Leichenbegängnisse beiwohnten, versprachen dem Herzoge Herimann [von Schwaben] ihren Beistand zur Erwerbung und Behauptung des Reichs, indem sie fälschlich vorgaben, daß Heinrich aus vielen Gründen dazu nicht geeignet sei.

Die Langobarden aber erwählten, so wie sie den Tod des Kaisers vernahmen, indem sie sich um die Zukunft durchaus nicht kümmerten, und nicht begierig waren nach wohlverdienten Früchten der Bußfertigkeit, den Hardwig[1] sich zum Könige, ihn, der besser zu zerstören, als zu regieren verstand, wie nachher durch Gottes Gericht den Anstiftern dieser ganzen Sache selbst klar ward. Indeß will ich von dieser Angelegenheit zu reden bis späterhin verschieben, und jetzt von dem zu schreiben beginnen, der durch seinen frommen Sinn, durch seine großen Tugenden alle, die sich je gegen ihn erhoben, gedemüthigt und bewogen hat, ihm mit gebogenem Nacken zu huldigen. Er, der fünfte in der Reihe der sächsischen Kaiser, der zweite seines Namens, gebe einem neuen Buche die Bezeichnung.


  1. Deutsche Umformung des Namens Arbuin; er war Markgraf von Ivrea, Pfalzgraf der Lombardei.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/150&oldid=- (Version vom 25.9.2023)