Zum Inhalt springen

Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/153

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


große Sünde, die sie begangen hatte, von Gott vergeben, weil in ihr eine solche Größe christlicher Frömmigkeit offenbar ward. Wir lesen aber, daß, wer gar nicht abläßt von seinem bösen Beginnen, vergebens Gottes Zorn zu besänftigen strebe. Die Herzogin Oda gebar ihrem Gemahl drei Söhne, den Miseco, Sventepulk und den ……[1], indem sie dort in hohen Ehren bis zum Tode ihres Gemahls lebte bei allen beliebt, bei denen sie sich aufhielt, und Segen spendend allen, die sie verließ.


37. Im Jahre des Herrn 992, 992 im zehnten Regierungsjahre Otto’s III, am 25. Mai, ging der schon bejahrte Miseco von einem Fieber ergriffen aus diesem Pilgerleben in seine wahre Heimath hinüber, indem er sein Reich sehr Vielen zur Theilung hinterließ. Indeß zog sein Sohn Bolizlav, indem er seine Stiefmutter und seine Brüder vertrieb, und seine Verwandten Odilienus und Pribuwoi blendete, wie ein listiger Fuchs dasselbe nachher wieder in eins zusammen. Er setzte, um nur allein zu herrschen, alles Recht und Gesetz aus den Augen. Er heirathete eine Tochter des Markgrafen Rigdag, entließ sie jedoch nachher wieder; darauf nahm er eine Ungarin zur Frau, von der er einen Sohn, Namens Besprim erhielt, die er aber auch wieder fortwies. Die dritte hieß Emnildis; sie war eine Tochter des ehrwürdigen Herrn Dobremir. Diese, eine gläubige Christin, lenkte den unbeständigen Geist ihres Gemahls zu allem Guten und ließ nicht ab, durch reiche Almosen und Enthaltsamkeit ihre und ihres Gemahls Sündenmakel zu sühnen. Sie gebar zwei Söhne, den Miseco und einen andern, dem der Vater den Namen seines geliebten Lehnsherrn gab; außerdem drei Töchter, von denen die eine Aebtissin ist; die zweite heirathete den Grafen Herimann [von Meißen], und die dritte einen Sohn des Königs Wlodemir [von Rußland], wie ich weiter unten erzählen werde.


  1. Statt dieses Namens ist eine Lücke in der Handschrift, eine spätere Hand aus dem 17. Jahrhundert ergänzt Bolizlav. Der richtige Name ist nicht bekannt.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/153&oldid=- (Version vom 24.9.2023)