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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

und nachdem er in Folge richterlichen Spruchs wider seinen Willen wieder die frühere Kleidung hatte anlegen müssen, er selbst nebst elf Anderen, so machte er sich nach dem Vorgange eines Anderen, der sich zu Rom in Gegenwart des Kaisers von einem ähnlichen Spruche losgemacht hatte, durch Eidschwüre frei. Wider diese entronnenen Klosterbrüder hatten nun ihre geistlichen Väter volle Zeugnisse in Händen; da aber, wie ich befürchte, die Richter bestochen waren, so verloren sie diese ganz ohne ihre Schuld.


39. Auch möchte ich noch in kurzem das Leben des Bischofs Franco von Worms erwähnen. Dieser erregte als Jüngling, in allen Tugenden glänzend, des Kaisers Wohlgefallen, und als dieser, nachdem er ihn seines nähern Umganges gewürdigt hatte, sah, daß er in geistlichen Dingen sich durch großen Eifer hervorthat, machte er ihn, als Bischof Hillibald starb, zu dessen Nachfolger. Als er 998 jedoch kaum ein Jahr Bischof gewesen war, starb er in Italien, 999 wo er auch begraben ward.

Ich möchte von Herzen gern, daß, wenn’s irgend möglich wäre, eines jeden Tugendhaften Gedächtniß durch meiner schwachen Hände Werk neubelebt in der Gegenwart und in der Zukunft blühen möchte, auf daß diese alle, obwohl ihnen daraus selbst weiter keine Freude erwachsen kann, doch vermöge ihrer christlichen Liebe meiner vor Gott dem Allmächtigen gedenken. Denn ich bekenne meine Schuld und thue daran noch weniger, als ich sollte, und durchaus nicht vertrauend dem gebrechlichen Rohrstab meines eigenen Verdienstes, empfehle ich mich Sünder mit dringendem Flehen der Fürbitte der Gerechten.

Der Kaiser wollte auch seine beiden Capellane, Herpo und Raco, den einen zum Bischof von Halberstadt, den andern zum Bischof von Bremen erheben, und verlieh beiden, während sie schwer krank das Lager hüteten, den Hirtenstab; jedoch starben beide, ohne die bischöfliche Weihe empfangen zu haben. Was ich nun darüber sagen soll, weiß ich nicht, ich habe niemals von so

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/155&oldid=- (Version vom 24.9.2023)