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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/156

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


etwas weder gehört noch gelesen. Das hat allein der Herr in seiner Allwissenheit also gefügt, und er allein weiß darum.


40. Diese beiden können übrigens, obwohl sie fromme Männer waren, doch nicht den Bischöfen beigezählt werden, weil sie ihnen durch die Einsegnung nicht mehr gleichgestellt werden konnten.

Razo aber hatte auf Befehl seines Herrn, des Kaisers, die Gebeine des oben erwähnten Papstes Benedict, wie er selbst vorher verordnet hatte, von Hammaburg [Hamburg] nach Rom zurückgebracht. Denn der heilige Vater, ich meine den apostolischen Herrn, hatte, als er noch in der Verbannung lebte, eifrig im Dienste Christi, während damals noch jene nördlichen Lande des erwünschten Friedens sich erfreuten, geäußert: „Hier wird mein gebrechlicher Leib seine Auflösung finden; darnach aber wird diese ganze Gegend vom Schwerte der Feinde verheert und den wilden Thieren zur Wohnung überlassen werden, und bevor ich nicht fortgebracht bin, werden die Eingebornen dort nicht Ruh noch Frieden haben. Sobald ich aber wieder daheim bin, hoffe ich durch apostolische Fürbitte die Heiden zur Ruhe zu bringen.“


41. Zu Zeiten Kaiser Otto’s III. starben viele Fromme, deren Lebensumstände ich aber nicht kenne, weshalb ich davon schweigen muß. Darunter war eine Gräfin Christiana, die einen großen Theil ihres erblichen Besitzthums, welches sie in der Burg Stuwi[1] hatte, dem heiligen Mauritius zu Magadaburg überwies. Da diese die Bahn dieses flüchtigen Lebens in Christo wandelnd zurückgelegt hatte, beschritt sie am achten März freudigen Herzens das Lager ihres langersehnten himmlischen Bräutigams. Dies Ereigniß wurde dem Erzbischof Gisiler von Magadaburg, der damals in Quidilingaburg sich aufhielt, folgendermaßen offenbart. Es erschien ihm ein Mann, welcher sprach: „Weißt du nicht, daß alle himmlischen Heerschaaren sich rüsten zum Empfange einer Christo getreuen Seele und zur würdigen Einholung einer solchen

  1. Jetzt Stöben, nicht weit von Kamburg in Thüringen.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/156&oldid=- (Version vom 24.9.2023)