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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/173

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1002 4. Der Markgraf kam nun an den Ort seiner Bestimmung, Namens Palithi [Pölde], und als es Abend ward, speiste er und ging mit einigen Anderen in ein hölzernes Gemach zum Schlafen. Die meisten Uebrigen aber schliefen auf dem nahen Söller. Als diese alle nun, ermüdet, wie sie waren, vom Schlaf befangen lagen, fiel plötzlich, ohne daß sie sich dessen versahen, die Schaar der Feinde über sie her. Ekkihard, von dem außerordentlichen Lärmen erweckt, stand sogleich auf, warf seine Beinkleider und was er sonst noch finden konnte ins Feuer, um dasselbe heller zu machen, und verschaffte, was er augenblicklich nicht im voraus zu überlegen im Stande war, indem er die Fenster aufbrach, den Angreifenden mehr Gelegenheit, ihm zuzusetzen, als er sich selbst seine Vertheidigung erleichterte. Sogleich ward nun vor der Thür der Ritter Heriman und von außen, seinem Herrn zu Hülfe eilend, Athulf erschlagen, beide tapfer und bis zum Tode getreu. Außerdem ward verwundet Erminold, kaiserlicher Kämmerer, und allein kämpfte noch gegenan Ekkihard, lobenswerth im Kriege, wie im Frieden. Ihm durchstieß Sigifrith mit einem heftigen Lanzenstoße den Nacken und brachte ihn zum Sinken. So wie die Uebrigen ihn fallen sahen, eilten sie heran, schnitten ihm das Haupt ab und plünderten kläglicher Weise den Leichnam. Dies geschah am 30. April[1]. Nachdem die Mörder also diese wilde Schandthat verübt hatten, kehrten sie hocherfreut und unangefochten heim. Die aber auf dem Söller waren, unterstützten voll Feigheit weder irgendwie ihren bedrängten Herrn, noch versuchten sie den Ermordeten zu rächen. Der Abt des Ortes, Namens Alfker, hielt die Leichenschau und empfahl die Seele des Ermordeten in frommem Gebete dem Herrn.


5. Welches aber der Grund gewesen sein mag, der jene bewog, ein solches Verbrechen zu begehen, kann ich nicht zuverlässig angeben. Einige sagen, Heinrich sei auf Ekkihards Betrieb einst

  1. Vgl. Quedlinburger Annalen 1002.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/173&oldid=- (Version vom 28.9.2023)