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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

linderte der König nachher durch die Schenkung von Bockenevorde [Böckenförde][1]. 1002


12. Der König kam darauf [Mitte August] nach Diusburg, wo er die Liutharier geraume Zeit erwartete. Hier stellten sich zuerst die beiden Bischöfe von Lüttich und Kammerich[2] ein, und harrten lange des säumenden Erzbischofs von Köln. Diesen hatte nämlich die kurze Haft, die er einst, wie gesagt, hatte erleiden müssen, in der Tiefe des Herzens empfindlicher berührt, als irgend jemand vermuthete; freilich stellte er sich, als komme er darum so spät, den König zu begrüßen, weil derselbe ihm den Erzbischof von Mainz in Betreff der Einsegnung vorgezogen habe. Die beiden Amtsbrüder nun, ich meine die Bischöfe, welche dem Könige huldigten und ihn eidlich ihrer Treue versicherten, begleiteten ihn nach Aachen. Dort ward er am Tage der Geburt Mariä [8. Sept.] von den Großen der Liutharier als König begrüßt und wie seine Vorfahren auf den königlichen Thron erhoben und ausgerufen.

Dann beabsichtigte er wieder nach Franken zu ziehen und dort die bevorstehende rauhe Winterzeit zuzubringen, um darnach mit Anbruch des Frühlings den Herzog Heriman (von Alemanien), der diesseits der Alpen ihm noch immer, von allen Vasallen der einzige, sich widersetzte, mit Gewalt zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Dieser aber, in großer Furcht vor der göttlichen Strafe, die er wegen Straßburgs verdient hatte, und nicht mehr im Stande sein Volk, das seinetwegen in solcher Bedrängniß war, zurückzuhalten, bat den König durch zuverlässige Vermittler für sich und seine Freunde um Gnade.


13. Bevor jedoch Heinrich diese Angelegenheit in Erwägung

  1. Böckenförde, ein Landgut im Rgbz. Arnsberg, im Kreise Lippstadt.
  2. Bischofssitz, ganz im Süden von West-Lothringen, in der Nähe der Grenze Fraukreichs; lateinisch: Cameracum, franz.: Cambrai.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/185&oldid=- (Version vom 28.9.2023)