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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

zu senden. Deshalb wurde, ihrer Noth abzuhelfen, Otto, 1002 Herzog von Kärnthen, und Graf derer von Verona, nebst Otto, dem Sohne des Grafen Heribert, und Ernast, dem Sohne des Markgrafen Liupold, mit nur noch wenigen Anderen, weil man von den Italiänern ihrem Versprechen gemäß größeren Zuzug erwartete, hingesandt. Wer aber jener Herzog Otto gewesen, will ich hier kurz andeuten, weil ich es oben unterlassen habe. Er war nämlich der Sohn Herzog Conrads und der Liudgarde, der Tochter Otto’s des Großen, und entsprach durch Strenge der Sitten und Frömmigkeit des Wandels seiner hohen Abkunft. Als er nach dem Tode Kaiser Otto’s III. nach dem Vorrechte der Verwandschaft und des Alters und ob der reifen Trefflichkeit seines Charakters unter Mitwirkung Heinrichs, der damals also nur noch Herzog von Baiern war, zum Könige erwählt wurde, verbat er sich eine solche Last voll Bescheidenheit, und erklärte ihn, den Herzog, selbst sowohl durch Boten als mündlich für passender zu dieser hohen Würde, unterstützte ihn auch fortan stets getreulich. Als nun also Herzog Otto von Seiten des Königs dorthin kam, und der Erzbischof Fritherich von Ravenna sammt dem Markgrafen Thiedolf[1] und anderen Getreuen Heinrichs ihm zu Hülfe eilte, zog Hartwig, der mitten im Lande lag und alles mit Luchsaugen erspähte, als er erfuhr, wo sie waren, mit großer Heeresmacht nach Verona, um ihnen den Weg zu versperren, und bemächtigte sich der von dem dortigen Bischofe bisher besetzt gehaltenen Clausen. Als er dann aber hörte, die Deutschen lagerten in der Tridenter Ebene[2], eilte er dorthin, und wie er sie nicht fand, zog er rasch wieder in das Gefilde von Verona. Während er hier auf einer Burg das Fest der Geburt des Herrn feierte, sandte Herzog Otto, da er von allem, was er that, Kunde bekam, Abgeordnete an ihn mit der Forderung, er möge entweder ihnen freien Durchzug gewähren oder selbst denselben annehmen[3]. Auf diese Forderung antwortete

  1. Vermuthlich Graf Tedald von Modena und Reggio, Großvater der berühmten Gräfin Mathilde.
  2. d. i. von Trient an der Etsch.
  3. nämlich um die Möglichkeit einer Feldschlacht zu bieten, was nach deutscher Auffassung als Ehrenpflicht galt.
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/189&oldid=- (Version vom 29.9.2023)