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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1002 Hartwig voll tiefer Verschlagenheit: „Uebernachtet hier, damit ich morgen nach Berathung mit meinen Freunden euch über dies alles mit bestimmtem Bescheide entlassen kann.“ Er aber ging nun, ohne daß unsere Abgesandten es wußten, während der ganzen Nacht rings umher zu allen den Seinigen, die sich im Lager befanden, und suchte sie zu dem am nächsten Morgen bevorstehenden Kampfe mit den Deutschen zu ermuthigen, und forderte sie auf, sich zu rüsten. Als nun am nächsten Morgen, wie eben der Tag angebrochen war, Otto’s Gesandte zum Könige wollten, um von ihm Antwort zu erhalten, sahen sie, wie die Longobarden kriegerisch geordnet des Kampfes harrten, und als sie ihn nun selbst fragten, was das zu bedeuten habe, bekamen sie die Weisung, sich fort zu begeben, und erkannten also, daß ein Angriff auf den Herzog beschlossen war. Hartwig, der ihnen auf dem Fuße nachfolgte, kam um die Mittagszeit an den ungarischen Berg, wo der Herzog mit den Seinen die Gesandten erwartete[1]. Obwohl nun die Truppen desselben sowohl um Futter zu holen als um die Wege zu bewachen, zum Theil nach allen Seiten hin zerstreut waren, so fand Hartwig sie doch im Ganzen zum Kampfe bereit. So trafen denn beide Heere in heftigem Andrange zusammen, und wären die Deutschen, die zudem in der Minderzahl waren, nicht durch die Flucht Otto’s, eines Bruders des Bischofs Gebehard, gehindert in Verwirrung gerathen, so würden die feindlichen Longobarden wohl ihre siegreiche Faust gefühlt haben. So aber wurden sie leider zum großen Theile aufgerieben und niedergemacht und erlangten die Ehre des Sieges nicht, obwohl auch Hartwig sehr bedeutenden Verlust erlitt.


17. Indeß feierte der König, nachdem er Baiern verlassen hatte, zu Frankanavordi [Frankfurt] die Menschwerdung des Herrn. Hier gelangten viele Gesandtschaften an ihn, deren Mitglieder er gütigst anhörte und reichlich beschenkte, so daß alle hocherfreut

  1. Wie Giesebrecht nachgewiesen hat, fand dieser Kampf im Anfang des Jahres 1003 im Thal der Brenta statt.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/190&oldid=- (Version vom 29.9.2023)