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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

heimkehrten. Hier wartete auch Herzog Heriman dem Könige ehrfurchtsvoll auf, und wurde, wie es seinem Range gebührte, von demselben freundlich aufgenommen.

1003 Von da aufbrechend, begab sich Heinrich II. nach der Landschaft der Muselener [Moselanwohner], und hielt in Theodo’s Villa[1] eine allgemeine Besprechung mit den Landesbewohnern.

Wie er nun allen irgendwie Nothleidenden voll Güte ihr Recht werden zu lassen bemüht war, so versuchten Heriman und Theoderich, die nur dem Titel, nicht der That nach Herzoge waren, dies zu verhindern; aber vergebens, denn bald erfuhren sie, daß sie dem obersten Vollstrecker der Gerechtigkeit verdientermaßen unterliegen mußten. Denn der König ließ eine Burg des Herzogs, Namens Mulsberg, auf dringendes Ansuchen des ganzen Volks niederreißen und verbot strenge, sie jemals wieder aufzubauen.

Nachdem diese Geschäfte ohne allen Verzug vollendet waren, lenkte der König seinen Weg nach Aachen, um dort den 24. Januar, als den Jahrestag seines kaiserlichen Vorgängers, mit allem Eifer zu feiern und die Liutharier sämmtlich um sich zu sehen. Obwohl ihn nun eine unterdeß eintretende Unpäßlichkeit etwas aufhielt, so gab ihm doch die unaussprechliche Liebe Christi Kraft, seinen Vorsatz seinen billigen Wünschen gemäß zu erfüllen. Als er darauf aus Liebe zu dem heiligen Bischof Servatius nach Mastricht kam, empfing er daselbst die Kunde von der für die Unseren unglücklich ausgefallenen Schlacht. Weil jedoch alles Leid, das nicht zu ändern ist, durch Geduld gelindert wird, so ertrug er, obwohl mit Mühe und Schmerz, doch mit Weisheit das Vernommene. Von da begab er sich nach Lüttich, um den heiligen Märtyrer Christi St. Lambert um seinen Schutz anzuflehen. Hier befiel ihn eine heftige Kolik, von der er jedoch durch die Fürbitte eben dieses Heiligen befreit wurde. Darauf kehrte er nach Aachen zurück, und feierte dort voll Andacht Mariä Reinigung [2. Febr.]. Von da reiste er nach Niumagun[2] und verweilte dort mehrere Tage lang, indem er die

  1. Thionville oder Diedenhofen nördlich von Metz. Hier war der Kaiser nach urkundlichen Angaben 1003.
  2. Nimwegen liegt an der Waal, einem Mündungsarme des Rheins. Hier hielt sich der Kaiser nach urkundlichen Zeugnissen vom 23.-29. Februar auf.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/191&oldid=- (Version vom 29.9.2023)