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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/214

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1004 kam der König nach Pontelungo[1] und empfing die Huldigung der übrigen Langobarden, und nachdem er dort mit allen eine Unterredung gehalten und die hauptsächlichsten Angelegenheiten mit Klugheit geordnet hatte, begab er sich, dem hochheiligen Bischof Ambrosius zu Liebe, nach Mailand. Sofort kehrte er dann nach der Umgegend von Pontelungo zurück, und als er auch von da plötzlich aufbrach, tröstete er das versammelte, über seinen Abzug klagende Volk, durch das Versprechen, wieder zu kommen und durch manche andere Trostgründe. Das nächste Pfingstfest [4. Juni] feierte er dann an einem Orte Namens Grommo[2]. Von da weiter vorwärts ziehend, nahm er die ihm entgegenkommenden Tusker[3] in die Genossenschaft seiner ihm treuen Unterthanen auf. Weil er dann die Heimat wieder zu sehen eilte, betrat er das Gebiet von Alemannien, um die Regierung daselbst einzurichten und zu befestigen, denn die Unterthanen hatten kurz vorher die Obhut ihres Herzogs Heriman durch den Tod desselben eingebüßt und standen nun unter der Herrschaft des noch unmündigen Sohnes gleiches Namens. Von da nach Straßburg im Elsaß sich begebend, feierte er daselbst am 24. Juni die Geburt des Vorläufers Christi. Am Vorabende dieses Tages aber that Gott an ihm ein Wunder, das ich nicht übergehen darf, weil das den Frommen zur Erbauung, den Gottlosen zum Schrecken gesagt wird. Das Haus, in welchem der König dem Volke Recht sprach, stürzte plötzlich zusammen, und niemand nahm Schaden, als nur ein Priester, der mit dem Eheweibe eines Excommunicirten unerlaubter Weise heimlich zusammen lebte. Dieser, durch dieses Verbrechen schuldiger, als alle übrigen dort versammelten, büßte mit dem Tode, nachdem ihm die Beine zuvor gebrochen waren, seine Missethat. Wie lieblich sind doch die Schilderungen von den Thaten der Frommen! wie erheben sie unser Gemüth! wie erfreuen sie

Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/214&oldid=- (Version vom 27.2.2023)
  1. Ort in der Nähe von Pavia.
  2. Der Wortlaut läßt Crema vermuthen, aber nach dem Itinerar des Königs hält Giesebrecht es für Como, in welchem Fall ein Schreibfehler anzunehmen wäre. Es kann auch irgend ein unbekannter kleiner Ort sein, wo er zufällig an dem Tage lagerte.
  3. In der Handschrift steht induntuscos, und es ist unsicher, ob die Tusker gemeint sind.