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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

uns, wenn Ohr und Auge sie empfängt! und doch bleiben wir 1004 Unglückseligen mit verstocktem Herzen bei unserer Thorheit und lassen uns durch die gewissen Strafen der Bösen nicht abbringen von unsrer eingewurzelten Schlechtigkeit und finden keinen freudigen Antrieb in den unschätzbaren Belohnungen der Gerechten. Von da aufbrechend, kam der König nach Mainz, wo er die Schwelle der Kirche des heiligen Bischofs Martin als ein Gnadebedürftiger betrat und die Geburt der Apostel[1] ehrfurchtsvoll beging.


8. Darnach durch Ostfranken seines Weges ziehend, besuchte er einmal wieder Sachsen, das er so oft, was Sicherheit und jegliche Fülle des Lebens anlange, einen blumenreichen Paradiesesgarten nannte. Hier nun befreite er sein sonst so gütiges Herz von einem geheimen und lange verborgen gehaltenen Zorn und entbot, um Bolizlav, des anmaßenden, Wuthgier zu zähmen, alle seine Vasallen, die ihm und Christo treu wären, auf Mitte August zur Fehde. Zur festgesetzten Zeit fand also in Merseburg eine Heeresversammlung Statt und dann endlich ein heimliches Vorrücken gegen den Feind. Heinrich stellte sich nämlich, als ginge es nach Polen, und ließ deshalb die Schiffe zu Boruz [Boritz] und Nisani[2] zusammenbringen, damit diejenigen unter den Seinigen deren gute Gesinnung nur eine erheuchelte war, dem Feinde nicht[WS 1] verrathen möchten, daß er umzingelt werden sollte. Indeß verursachten heftige Regengüsse dem Heere im Uebergange über die Flüsse eine außerordentliche Verzögerung, und der König zog zu einer Zeit, wo man es am wenigsten vermuthen konnte, schnell nach Böhmen hinein. Der brüllende, die Weichen mit dem Schweife schlagende Löwe aber mühte sich, das Eindringen desselben zu hindern, und besetzte in dem Walde, welcher Miriquidui[3] genannt wird, einen Berg mit Bogenschützen so, daß jeder Zugang verschlossen war. Als der König das erfuhr, schickte er heimlich auserlesene

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nich
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/215&oldid=- (Version vom 27.2.2023)
  1. Das Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus am 29. Juni.
  2. Orte in der Nähe vom heutigen Riesa an der Elbe.
  3. D. h. Schwarzwald: es ist das heutige sächsische Erzgebirge.