Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/218

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


1004 denen aber, die bis hierher bei ihm verharrt hatten, versprach er einen so langer Mühen würdigen Lohn. Von allen Seiten strömte nun eine unbeschreibliche Menge Vornehmer und Geringer zusammen, um dem neuen Herzoge zu huldigen und des ruhmgekrönten Königs Ankunft zu erwarten. Und als er nun endlich erschien, da ward er vom Bischof Thieddeg von Prag und von Herzog Jarimir unter ungeheurem Jubel des Volks und der ganzen Geistlichkeit empfangen und in die St. Georgskirche geführt. Darauf wurden dem Jarimir vor sämmtlichen zusammenberufenen Eingebornen des Landes alle Würden seines Vaters verliehen.


10. Als der König nun zu Wissegrodi das Fest der Geburt der heiligen Mutter Gottes beging[1], befahl er Godescalk, dem ehrwürdigen Bischofe von Freising, der den Namen in der That besaß[2], die Messe zu halten und die Versammelten zu lehren; wozu der dortige Bischof denn auch die Erlaubniß gab. Nachdem er also das Evangelium verlesen hatte, ermahnte er die Anwesenden zur Gottesfurcht und zur Bewahrung des Bandes gedoppelter Liebe gegen Gott und Menschen, zum Gehorsam gegen Gott und ihre Oberen und Vorgesetzten. Zuletzt aber legte er auch dem Könige Milde ans Herz, ermahnte ihn, auch sich selbst zu erkennen, und alles was er an Ehre und Gewinn irgend welcher Art von Kindesbeinen an jemals empfangen habe, der Güte Gottes, nicht aber seinem eignen Verdienste zuzuschreiben. Ferner gedachte er der Barmherzigkeit, welche ein vornehmliches Mittel des Heils sei und eine hochzuhaltende Zier des Glaubens und eine große Förderung der Vergebung der Sünden. In Ausübung der Werke der Barmherzigkeit aber seien jedem wahren Christen drei Stücke zu wünschen: das Können, das Wollen und das Vollbringen. Dies alles müsse nun zwar ein Jeglicher erfüllen, zumeist aber die, welche niemand kränkend, wünschen, daß der Herr ihnen gleiches mit gleichem vergelte, und auf daß ihr Gebet von Gott

Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/218&oldid=- (Version vom 27.2.2023)
  1. Am 8. September.
  2. D. h. er war wirklich ein Diener des Herren, was die Bedeutung des Namens ist.