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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


1012 Liubusua[1] ausbauen und befestigen zu lassen. Von dieser aber sagten Manche das vorher, was leider in diesem Jahre sich bestätigte. Wir kamen dorthin Ende Januars, feierten dort die Reinigung der heiligen Mutter Gottes mit gebührender Andacht, und vollendeten in vierzehn Tagen das aufgetragene Werk, worauf wir mit Hinterlassung einer Besatzung heimkehrten. Neben Liubusua an der Nordseite liegt eine Burg, die nur durch ein Thal von ihr getrennt ist. Sie hat zwölf Thore. Als ich diese sorgfältig in Augenschein nahm, brachte mich die Erinnerung an Lucan (Pharsal. VI, 29) darauf, in ihr ein Werk des Julius Cäsar und einen römischen Bau zu erkennen. In dieser Burg müssen mehr als 10,000 Menschen Platz gefunden haben.[2] Die kleinere Burg aber, die wir damals herstellten, stand seit König Heinrich I. bis auf jene Zeit leer, und durch welch ein klägliches Elend sie bald nachher darniedersank, werde ich seiner Zeit schildern, wenn ich, was dazwischen liegt, erzählt habe.


1011 40. Den Sommer vorher, am 10. Aug. 1011 ging das Kloster zu Walbeck mit vier Kirchen sammt allen Glocken und den dazu gehörigen Gebäuden zur Strafe meiner Sünden in Flammen unter.[3]

1012 Da in Bavenberg die Hauptkirche vollendet war, so kamen am Geburtstage des Königs, als derselbe in sein fünf und dreißigstes Lebensjahr eintrat, am 6. Mai des Jahres 1012 alle Großen des Reiches zusammen, um jenes Heiligthum einzuweihen, und so ward denn diese Braut Christi von Johannes, dem Patriarchen von Aquileja, unter Beihülfe von dreißig anderen Bischöfen eingesegnet. Unter diesen war auch ich sündiger Mensch und sah diese Kirche mit allem geschmückt, wie es dem größten Könige ziemte.

Darnach ward daselbst eine große Synode angestellt, in welcher

  1. Lebusa, an einem Nebenflusse der schwarzen Elster, in der Nähe der heutigen Stadt Dahme
  2. Man sieht aus dieser Stelle recht deutlich, daß bei diesen urbes nicht an Städte zu denken ist, sondern an Umwallungen, welche als Zufluchtstätten dienten. W.
  3. Dieser Satz ist später mit Bezug auf die 1012 stattgehabte Einweihung der Bamberger Kirche von Thietmar eingefügt worden.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/258&oldid=- (Version vom 2.10.2023)