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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


siegen oder besiegt werden, für die Folgezeit geschwächt, der König 1010 aber ist im Stande, auf der Stelle ein neues Heer zu sammeln. Es ist also viel besser, wenn wir dies jetzt noch in Geduld ertragen und ein anderes Mal, wenn es möglich ist, ohne großen Verlust befürchten zu müssen, diesen Uebermüthigen etwas anzuhaben versuchen.

So ward der überströmende Muth der Kriegsleute beschwichtigt; überhaupt aber wurde auf diesem Zuge Bolizlav’s Absicht, uns zu schaden, gar nicht erreicht. Obwohl die Unseren durch häufige Regengüsse aufgehalten wurden, fügten sie den Feinden doch weithin großen Schaden zu. Zuletzt aber, als alles ringsum liegende Land verwüstet war, kehrten die Böhmen heim, die Unseren aber zogen freudigen Herzens durch das Milziener Land zur Elbe zurück; jedoch schickten sie sogleich Boten an den König, indem sie ihm melden ließen, sie würden mit gutem Erfolg heim kommen. Er aber, der durch Gottes Gnade beinahe schon wieder genesen war, empfing diese Botschaft und die nachher ankommenden freundlichst zu Merseburg, und Erzbischof Tagino, der von Strela an vorher vom Könige getrennt gewesen war, feierte das Fest der Thebäer [22. September] zu Magadaburg und kam dann wohlbehalten hieher.[1]


39. Nachdem der König darnach vielen Nöthen des bedrängten Vaterlandes abgeholfen, besuchte er wieder die Westlande, und die wie die Fluthen des Wassers hin und herwogenden Gemüther der Bewohner mit dem Zügel seiner Weisheit lenkend und zähmend, feierte er zu Palithi [Pölde] 1011 mit festlicher Freude die Geburt des Herrn.[2] Darauf kam er wieder nach dem ihm sehr lieben Merseburg, 1012 und nachdem er dort auf fünf Jahre den inneren Frieden hatte beschwören lassen, begann er, nach dem Rathe einiger Wenigen, die Burg

  1. Nämlich nach Merseburg. Thietmar hatte also diesen ganzen Feldzug mitgemacht.
  2. Nach einer Angabe der Hildesheimer Annalen feierte der Kaiser dieses Fest 1010 nicht zu Pölde, sondern zu Frankfurt. Thietmars Angabe ist auf das folgende Jahr 1011 zu beziehen. Vorzüglich durch Giesebrecht ist die Chronologie dieser Capitel berichtigt worden.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/257&oldid=- (Version vom 2.10.2023)