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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1012 auf diesem Concil von allen dort erscheinenden Bischöfen erklärt, er dürfe vor seiner Rechtfertigung nicht Messe halten.

Dann feierte der König die Geburt des Herrn zu Palithi [Pölde] mit großer Fröhlichkeit, und daselbst ward bei der Gelegenheit Walker, ein Diener der Kirche zu Trier und der sorgsame Hüter der königlichen Capelle, krank und dort von uns zurückgelassen, als wir abreisten; er sollte aber daselbst leider am 11. Januar sterben.1013

Indeß sah Lievizo, Erzbischof von Bremen, nach langem Siechthum als ein frommer Christ seinem Ende mit eifriger Sehnsucht entgegen und that in der Nacht, die seinem Tode vorherging, den Herzen seiner Gefährten, die von vielem Nachtwachen ganz ermattet waren, noch durch Anreden folgender Art gar wohl: „O ihr, meine theuersten Brüder und Söhne, zweifle doch keiner an der Gnade des Höchsten. Damit eure Mühe in etwas erleichtert werde, so will ich euch von mir ein völlig glaubwürdiges Beispiel vorbringen. Ich suchte, wie ein Verbannter meine Heimat verlassend, den Papst, Herrn Benedict [V.] in diesen Landen auf, und ließ, indem mich unterwegs gar viele aufzuhalten versuchten, damit ich nicht zu ihm gelangen sollte, mich doch durch ihr Zureden und ihre Schmeicheleien nicht fesseln. So blieb ich, so lange er lebte, ihm voll Eifers zur Seite; nach seinem Tode aber diente ich meinem Herrn, dem Erzbischof Aetheldag [von Bremen] wie ein demüthiger Knecht. Dies erwägend, übertrug er seine Armen meiner Obhut. Darnach ward ich sein Kämmerer. Und als nun der fromme Seelenhirte in das von ihm stets ersehnte himmlische Vaterland hinüber ging, so wurde ich Unwürdiger durch eure gemeinsame Wahl und des Königs Huld sein Nachfolger. Lasset uns, meine Brüder, doch jetzt alles, worin wir gegen einander je gefehlt haben, um Christi Liebe willen in unsern Herzen tilgen, auf daß wir hier in gutem Frieden von einander scheiden können und es verdienen, am jüngsten Tage wieder mit einander vereint zu werden. Auf diesem meinem Todtenbette aber gebe ich euch zu eurem Heile den Rath, daß ihr den Oddo, der ein Mitglied eurer Brüderschaft

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/280&oldid=- (Version vom 3.10.2023)