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Seite:Die Chronik des Thietmar von Merseburg.pdf/300

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


1014 ungerechte Richter dem Grafen Bernhard zusprechen lassen, weil derselbe vorher meinen Vetter Wirinhari hatte ums Leben bringen wollen. Das aber verhinderte Graf Wicman, indem er erklärte, das sei ungerecht; auch murrte alles Volk und heimlich hieß es, der Gesalbte des Herrn thue Sünde.

Daselbst sahen damals Viele mitten am Tage einen Stern.

Acht Tage nach dem Fest des hl. Andreas[1] starb der Presbyter Rigman, nachdem er seiner Kirche fünf und achtzig Jahre lang vorgestanden hatte.

Von da abreisend, feierte der Kaiser die Geburt des Herrn 1015
Apr. 6.
zu Palithi [Pölde], und kam am Mittwoch vor Ostern nach Mersburch.

Am Gedächtnißtage des Nachtmahls weihte ich Unwürdiger in seiner Gegenwart das heilige Oel. Am Abend vor der Auferstehung des Herrn aber, welcher damals auf den 9. April fiel, starb der Abt Redbald von Wirdun [Werden], und der dortige Propst Hethenrich ward an dessen Stelle erwählt. An dem heiligen Tage Apr. 10. selbst las Erzbischof Gero [von Magdeburg] die Messe. Indeß erschien auch Herzog Othelrich von Böhmen und wir brachten diese Festtage sehr heiter zu. Unterdessen hielt sich Markgraf Heriman bei seinem Schwiegervater [Bolizlav, dem Polenherzog] auf und erschien, nachdem er sich endlich losgemacht hatte, sofort mit einem Gesandten[WS 1] Bolizlavs, Stognev, vor dem Kaiser, der ihm schon lange voll Erwartung entgegengesehn hatte. Dieser Gesandte aber, der gewohnt war, stets mit Unwahrheiten umzugehen, war von seinem wankelmüthigen Herrn zum Kaiser in die Westlande geschickt, mehr um Unruhen und Wirren, als um Frieden zu stiften. Der Kaiser überwies nun zuerst ihn und sein Gefolge der Fürsorge seines Hofstaats; dann aber, als seine Schwäger barfüßig erschienen, um ihn um seine Gnade anzuflehen, nahm er dieselben voll Erbarmens auf, ließ jedoch nun erst jenen Wortmacher in seiner Gegenwart erscheinen, damit er diesen Auftritt selbst mit ansehen sollte, und gab ihm darauf öffentlich Bescheid

  1. Das Fest des hl. Andreas war am 30. Novbr., also geschah dies am 7. Decbr.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gesaudten
Empfohlene Zitierweise:
Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/300&oldid=- (Version vom 5.10.2023)