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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1015 allein durch den Rath Vieler in seinem Vorhaben gehemmt, unterließ er es, obwohl mit Widerstreben, und sandte nur den Bischof Aeid [von Meißen], welcher ihnen mit Erlaubniß des unglückseligen Herzogs ein Begräbniß besorgen und des Markgrafen Gero Leichnam sich erbitten sollte. Der ehrwürdige Vater, der willig dem Kaiser beipflichtete, eilte schleunigst zurück, und als er nun die klägliche Niederlage erblickte, da erzitterte er und weinte und betete auf seinen Knieen für sie. Als die Sieger, die noch immer mit dem Plündern beschäftigt waren, ihn von ferne erblickten, flohen sie zuerst aus Furcht vor den, wie sie meinten, Nachkommenden, dann aber, als er näher herankam, begrüßten sie ihn und gestatteten ihm, ohne alle Kränkung weiter zu gehen. Er erlangte denn auch von dem über unser Verderben gar hoch erfreuten Bolizlav, was er wünschte; worauf er unverzüglich zurückkam, nachdem er die Leichname der Kampfgenossen mit großer Mühe, doch aber von den Feinden unterstützt, bestattet hatte. Die Leichen des Markgrafen und seines Genossen Widred aber ließ er bis nach Mysni [Meißen] zurückfahren. Daselbst nahm sie Markgraf Heriman voll Trauer in Empfang, und geleitete sie mit seinen Brüdern Gunteri und Ekkihard nach Nienburg[1], wo der Erzbischof Gero von Köln und Markgraf Thietmar, sein Bruder, Herimans Stiefvater und des eben erschlagenen Grafen Vater, zu Ehren der heiligen Muttergottes und des heiligen Märtyrers Cyprian unter der Regierung Otto’s II. eine Abtei erbaut hatten. Darauf übergab Erzbischof Gero die beiden Leichname der Erde und tröstete seine Wittwe, Frau Aethelheid, und seinen Sohn Thietmar, so wie seine trauernden Freunde und Vasallen.


15. Indeß gelangte der Kaiser nach der Stadt Strela, und da er wußte, daß ihm Misico auf dem Fuße nachfolgte, so befahl er dem Markgrafen Heriman, zur Vertheidigung der Stadt Misni [Meißen] hinzueilen. Er selbst aber begab sich geradeswegs nach Merseburg. Misico aber, von seinem verruchten Vater also angewiesen,

  1. S. oben Buch 4 Kap. 38.
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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/310&oldid=- (Version vom 6.10.2023)