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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg

1016 Kaisers und mit Genehmigung des Bischofs von Verdun, der der erste der Amtsbrüder war, welche der Reihenfolge nach in Frage kamen, von Erkanbald, dem Erzbischofe von Mainz geweiht werden sollte, so ward dies vom Bischofe Thiedrich von Metz vergeblich untersagt. Dieser wies nämlich in unablässiger Beschwerdeführung und demüthiger Bitte darauf hin, daß diese Ordination mit größerem Rechte ihm zukomme. Indeß, der Kaiser hörte nicht auf ihn, wie er Urkunden vorwies, auch nicht als er bei Strafe des Bannes die heilige Handlung verbot, sondern befahl, die Salbung zu vollziehen. In diesen Tagen wurde an Bischof Eid’s Stelle Eilward, des Markgrafen Thietmar Caplan, auf Anrathen seines Collegen Heriman vom Kaiser eingesetzt und am Sonntage vor dem Palmenfest März 18. in Merseburg vom Erzbischofe Gero unter unserer Beihülfe eingesegnet.


20. Das nächste Palmenfest beging der Kaiser bei dem März 25 ehrwürdigen Bischofe Heinrich zu Würzburg, und kam am Mittwoch nach Bavanberg, wo er den Gründonnerstag, den Charfreitag und das dreitägige Osterfest des Herrn in Ehren feierte. Und weil der König Rothulf von Burgund, sein Oheim, dorthin nicht, wie er eingeladen war, gehen konnte, so bat er, daß sein geliebter Neffe ihm entgegen kommen möchte. So fand in der Stadt Straßburg ihr Zusammentreffen Statt, und ihre beiderseitigen Begleiter erfreuten sich reicher Liebesbeweise von Seiten beider Herrscher. Dort war auch die erlauchte Gemahlin König Rothulfs, die eine Beförderin dieses Freundschaftsbundes, ihre beiden Söhne, ihres gegenwärtigen Eheherrn Stiefsöhne, dem Kaiser anempfahl. Der Kaiserm gab nun diese seinen geliebten Vasallen alles das zu Lehen, was ihm damals von seinem Oheim bewilligt war, und was bis dahin Graf Willehelm von Poitiers durch die königliche Gnade besessen hatte. Der Kaiser wollte nämlich in weiser Absicht vermittelst derselben sich dasjenige fester unterordnen, was ihm bereits früher der König eidlich im Falle seines Absterbens versprochen hatte. Denn er hatte von seinem Oheim die ganze

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/315&oldid=- (Version vom 6.10.2023)